Öffentliche Hand soll auf faire Textilien setzen

Eine Arbeitskleidung, die unter fairen Bedingungen hergestellt wird – dafür setzt sich das Eine-Welt-Landesnetzwerk ein und plant einen Aktionstag.

Zu fairen Konditionen darf dieser Betrieb aus La Paz (Bolivien) seine Textilien verkaufen
Zu fairen Konditionen darf dieser Betrieb aus La Paz (Bolivien) seine Textilien verkaufenJutta Ulmer / epd

Schwerin. Das Eine-Welt-Landesnetzwerk Mecklenburg-Vorpommern will öffentliche Einrichtungen dafür gewinnen, künftig ökologische und sozialverträglich hergestellte Arbeits- und Schutzbekleidung zu kaufen. Dafür gibt es am Dienstag, 19. April, um 10.30 Uhr in Schwerin den 2. Norddeutschen Bieterdialog, wie das Landesnetzwerk mitteilte. In den Räumen der Industrie- und Handelskammer (IHK) treffen Vertreter von öffentlichen Einrichtungen auf Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen.
Die öffentliche Hand habe eine große Marktmacht und damit auch viel Verantwortung, sagte Alexis Schwartz, Fachpromotor für sozialverträgliche Beschaffung beim Eine-Welt-Landesnetzwerk MV. Wenn bei öffentlichen Ausschreibungen zunehmend auf soziale und ökologische Zertifizierungen gesetzt werde, könne das ein Hebel werden, "um in der ganzen Textilbranche, aber auch in anderen Branchen, Veränderungen zu bewirken". Bund, Länder und Kommunen geben nach Worten von Schwartz jährlich etwa 350 Milliarden Euro für Waren und Dienstleistungen aus, fast 16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

In anderen Bundesländern läuft es besser

Die Textilbranche habe ein besonders schlechtes Image, hieß es. Bei der häufig nach Nahost oder Asien ausgelagerten Produktion von Textilunternehmen würden in großem Maßstab Menschen- und Arbeitsrechte verletzt. Wer sich für fair und ökologisch produzierte Alternativen interessiert, müsse sich allerdings durch einen unübersichtlichen Siegel-Dschungel kämpfen. Alexis Schwartz wolle diejenigen, die bei Kommunen oder Landeseinrichtungen für die Beschaffung zuständig sind, dabei unterstützen.
Wie wichtig die gegenseitige Annäherung von öffentlichen Einrichtungen, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen sei, zeigten Beispiele aus anderen Bundesländern, erklärte Schwartz. Die Stadt Dortmund konnte 2015 einen Auftrag für ökologische und sozialverträglich hergestellte Arbeits- und Schutzbekleidung in Höhe von 100.000 Euro vergeben. Möglich geworden sei dies nur durch die Zusammenarbeit mit der Christlichen Initiative Romero. Ein wichtiger Baustein sei dabei der Bieterdialog gewesen, in dem viele Details der Ausschreibungen und des Bieterverfahrens vorbesprochen wurden. "In Mecklenburg-Vorpommern liegt noch ein ganzes Stück Weg vor uns", sagte Alexis Schwartz. "Aber ich freue mich, dass es jetzt losgeht." (epd)