November-Serie „Leben bei den Toten“: Naturerlebnisraum Schönwalde

Der Naturerlbenisraum Schönwalde beherbergt unzählige Tier- und Pflanzenarten und grenzt an den Friedhof, der mit der richtigen Pflege Leben für viele Arten ermöglicht.

Das Team im Naturelebnisraum Schönwalde
Das Team im Naturelebnisraum SchönwaldeMarieke Lohse

Friedhöfe bieten ein gutes Klima für viele Arten, das zeigt der Naturerlebnisraum Schönwalde. Hier ist das ganze Areal ein einziges Ökosystem. Angefangen bei den kleinen Zwergfledermäusen. „Die quetschen sich überall in Ritzen, ob in alten Bäumen oder Ziegeln oder dem Dach“, weiß Ökologin Katrin Romahn. „Da sind sie auch sicher vor ihren Feinden.“ Zum Beispiel bei der Gedenkkapelle direkt neben der Kirche, die einst eine Leichenhalle war. Darüber freut sich Pastor Jörg Reimann: „Dieses Gebäude ist auch Zufluchtsort für die Zwergfledermäuse. So ist ein bisschen neues Leben da“, wortwörtlich wie der Titel der Reihe „Leben bei den Toten“.

Vor der Kirche auf dem Kirchhof gibt es immer noch Spuren des alten Friedhofs. Grabsteine von 1800 stehen hier. „Der Friedhof wird jetzt nicht mehr genutzt, aber er ist um die Kirche herum. Und das angrenzende Areal ist Naturerlebnisraum geworden“, sagt Reimann.

Neben der Kapelle steht eine große Linde. „Die Linde steht für Trost. Man sagt ja auch: ‚Die Linde lindert.‘ Daher kommt vielleicht auch der Name – einerseits Trost und andererseits geht es um die christliche Gemeinschaft, in der man sich dann aufgehoben fühlt“, erklärt Romahn. Nebenan ist der liturgische Garten, ein kleines Highlight für Besuchende. „Eine geteilte Gartenanlage, in der Mitte steht ein Taufstein, der von Ulrich Lindow, dem Künstler, gestaltet wurde, und rundherum sind Blumenbeete angelegt in den Farben des Kirchenjahres“, beschreibt sie.

Friedhöfe: unberührter und natürlicher Lebensraum

Besonderer Stolz der Ökologin ist der Schmetterlingsgarten, in den Romahn heimische Pflanzen gesetzt hat. „Denn unsere einheimischen Insekten sind gerade auf die besonders angepasst, sowohl Nektarsucher wie Schmetterlinge und Bienen, aber auch die Larven ernähren sich natürlich von den einheimischen Pflanzen.“ Viele haben überall kleine Löcher in den Blättern – von Tieren, die hier fressen. „Man sagt, wenn deine Pflanzen im Garten nicht zerlöchert sind, ist dein Garten kein Ökosystem.“

Ein Stück weiter gibt es einen Rundweg, der oft von Spaziergängern benutzt wird. Lebensraum an der Kirche, am Friedhof, unberührt und natürlich. „Wir haben hier ein wiedervernässtes Feuchtgebiet mit Röhrichten und Feuchtgrünland. Das wird sehr gut angenommen von vielen Vogelarten.“ Hier kämen regelmäßig der Eisvogel, verschiedene Reiherarten und auch die seltene Wasserralle.

Bei einer Führung haben Kinder gerade einen Sensationsfund gemacht. „Ein Wasserkäfer, der so selten ist, dass er noch nicht mal einen deutschen Namen hat. Und er ist Rote Liste 2 bundesweit“, schwärmt Romahn und nennt ihn einen „richtigen Knaller, eine richtige Rakete, so aus Artenschutzsicht“.

Ein Igelhotel für den Winter

René Holz ist der Hausmeister der Anlage und kümmert sich um den Garten, die Pflanzen und auch um einige kleine Bewohner. Der Igel hat es ihm besonders angetan. Der kam ihm in den Sinn, als er und die Kollegen das viele Laub wegfahren mussten. „Dann fehlt ja etwas für unsere heimischen Igel und auch andere Tiere, die sich darin wohlfühlen.“ Also hat er eine drei mal zwei Meter große Box aus Holz mit unten liegenden Durchgängen gebaut. „Damit, wenn ein Igel vorbeikommt, der sich da gerne drin niederlassen darf.“ Ein Schild hat er auch angebracht. „Da steht ‚Igelhotel‘ drauf, damit die Igel auch wissen, dass sie da rein dürfen“, ergänzt Holz mit einem Augenzwinkern.

Friedhöfe sind Orte, an denen jahrhundertelang Leben überdauern kann. Dass hier so viel Leben bei den Toten ist, findet Katrin Romahn gar nicht skurril: „Ganz im Gegenteil. Das Leben geht immer weiter, auch wenn wir uns persönlich irgendwann verabschieden müssen. Und das ist auch ein Trost, finde ich persönlich.“