Nordkirche führt neue Bestattungsform Reerdigung ein

Die Transformation des Leichnams durch Mikroorganismen in fruchtbare Erde dauert bei einer Reerdigung 40 Tage. Diese wird in dann in einem Grab beigesetzt.

Der Friedhofsbeauftragte des Kirchenkreises, Bernd K. Jacob, und Pröpstin Frauke Eiben zeigen ein Substrat aus getrockneter Blumenwiese, Klee, Heu und Stroh vor, das bei einer Reerdigung verwendet werden kann
Der Friedhofsbeauftragte des Kirchenkreises, Bernd K. Jacob, und Pröpstin Frauke Eiben zeigen ein Substrat aus getrockneter Blumenwiese, Klee, Heu und Stroh vor, das bei einer Reerdigung verwendet werden kannKirchenkreis

Mölln. Die Nordkirche bietet seit Februar in Mölln eine neue Form der Erdbestattung an: die Reerdigung. Der Körper werde in diesem Prozess innerhalb von 40 Tagen vollständig in fruchtbare Erde transformiert, teilt der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg mit. Diese werde im Anschluss in einem Grab beigesetzt. Eine „Reerdigung“ ermögliche einen nachhaltigeren Umgang mit dem Tod.

Die „Reerdigung“ sei eine natürliche ökologische Transformation des Körpers, sagte Pröpstin Frauke Eiben aus Ratzeburg. „Sie knüpft an unsere Bestattungsformel ‚Erde zu Erde‘ an. Reerdigung entspricht vollständig dem christlichen Verständnis des ewigen Lebens, das von einer Auferstehung nach dem Tod ausgeht.“ 40 Tage seien im biblisch-theologischen Kontext eine wichtige Zahl: Sie stehe für Veränderung, Befreiung, Klärung.

Musik und Andacht möglich

Der Körper wird bei diesem Verfahren in einem Gebäude auf dem Friedhof in einem speziellen Edelstahl-Sarg (Kokon) auf einem Bett aus pflanzlichen Materialien wie Blumen, Grünschnitt und Stroh gebettet. Die Transformation des Leichnams durch Mikroorganismen dauert bei einer Reerdigung 40 Tage. „Wenn die Angehörigen es wünschen, begleiten wir sie gern in diesem Zeitraum, etwa durch Zusammensein, mit Andacht oder Musik“, sagte die Möllner Pastorin Hilke Lage.

Das Pilotprojekt findet in der Neuen Kapelle der Kirchengemeinde Mölln statt. Beteiligt daran sind die Nordkirche, der Kreis Herzogtum-Lauenburg, der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg und die Gemeinde Mölln sowie die Firma Circulum Vitae aus Berlin. Den Angaben nach erfolgte eine Abstimmung mit dem Kieler Sozialministerium. (epd)