Zehn Millionen Menschen sind hierzulande betroffen, die WHO sieht ein weltweites Volksleiden: in der Chronischen Nierenerkrankung. Oft wird sie zu spät erkannt – doch einfache Untersuchungen könnten das ändern.
Die Chronische Nierenerkrankung wird nach Worten von Fachleuten zu selten erkannt – dies könnte sich nun verändern. Es brauche leicht umsetzbare Vorsorgeprogramme und Aufklärung in der Bevölkerung, sagte die Medizinerin Julia Weinmann-Menke am Mittwoch. Die Leiterin der Klinik für Nephrologie, Rheumatologie und Nierentransplantation an der Mainzer Uniklinik äußerte sich vor der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie, die am Donnerstag in Berlin beginnt.
Bewegen könne sich etwas, weil die Weltgesundheitsorganisation WHO die Chronische Nierenerkrankung im Frühjahr als globale Volkskrankheit eingestuft habe, so die Expertin. Hierzulande seien etwa zehn Millionen Menschen davon betroffen – doch im Alltag bemerke man die Krankheit meist nicht. So wisse in Deutschland nur ein Drittel aller Erkrankten, dass sie daran litten, von denen wiederum nur zwei Drittel in ärztlicher Behandlung waren.
Erhöht sei das Risiko bei Diabetes-Patientinnen und -Patienten, Menschen mit Bluthochdruck oder Herzleiden, Personen, die eine problematische Schwangerschaft oder bereits ein Nierenversagen erlebt hätten oder von Nierenerkrankungen in der Familie wüssten. Für sie ist es laut Weinmann-Menke sinnvoll, einmal jährlich die Nierenwerte durch eine Blut- und Urinuntersuchung prüfen zu lassen. Es handle sich um eine Kassenleistung, auf die jede und jeder den eigenen Hausarzt ansprechen könne. Zudem wäre es wünschenswert, einen solchen Check-Up ab 35 oder 45 Jahren vorsorgend durchzuführen.
Eine regelmäßige Diagnostik würde eine Zeitenwende nicht nur in der Nierenheilkunde bedeuten, sondern in der gesamten Medizin, sagte Weinmann-Menke. Das Organ spiele eine wichtige Rolle etwa für die Gefäßregulation, so dass gesunde Nieren auch Herzinfarkten und anderen schweren Krankheiten vorbeugen könnten. Zudem steuert die Niere den Säure-Basen-Haushalt des Körpers, die Blutdruckregulation und den Knochenstoffwechsel. Im frühen Stadium erkannt, lasse sich die Krankheit gut behandeln.