Nichts als Gottes Wort

Über Traditionen schreibt Katharina Schunck. Sie ist Pastorin in Schenefeld im Kirchenkreis­ Rendsburg-Eckernförde.

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Der Predigttext des kommenden Sonntags lautet: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut sei und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott“ aus Micha 6, 8

„Das war schon immer so.“ „Das geht so aber gar nicht!“ „Das gehört so.“ Oft gehört, wunderbare Sätze, die gleich deutlich machen: Das ist hier Gesetz. Das machen wir so, es ist eben Tradition.

Da, wo Gesetz und Evangelium und damit Tradition und Freiheit aufeinander treffen, geht es nicht immer konfliktfrei zu. Gerade hatte Jesus noch darüber gesprochen, schon kommt es mit den Pharisäern zum Konflikt. Die Jünger rissen hungrig auf ihrem Weg Ähren ab. Und das am Sabbat! Die Empörung war groß. Jesus aber fragte: „Habt ihr denn nicht gehört, was David und seine Männer getan haben?“ Und es wird klar: David und seine Männer hatten einst Opferbrote gegessen am Sabbat, durften sie nicht, taten sie trotzdem, sie hatten eben Hunger. Und Gott hatte David nicht für seinen rüden Verstoß bestraft. Und Jesus sagt den Pharisäern: „Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbat willen. So ist der Menschensohn auch Herr über den Sabbat.“ (Markus 2, 23-28)

Für den Menschen gemacht

An diesem Beispiel des Ährenraufens am Sabbat wird deutlich, dass es wie so oft gar nicht so einfach ist. Da sind die, die sich auf das Gesetz berufen, denn da ist Sicherheit und eine Klarheit: So ist es eben richtig, so ist es gott­gefällig. Und dann ist da Jesus, der sagt: Das Gesetz ist für den Menschen gemacht, nicht umgekehrt. Also macht was draus, nehmt es mit, aber erhebt euch damit nicht über andere und stellt euch als Richter nicht über Gott.

Was wäre, wenn wir uns sein lassen könnten, wie wir sind, in aller Unterschiedlichkeit? Wenn wir akzeptierten, dass Gottesdienst auch richtiger Gottesdienst ist in Kurzform oder digital? Wenn wir aufhörten darüber zu urteilen, was angemessen ist und was nicht?

Das Urteil steht wem anders zu. Es reicht, wenn du es vor dir und deinem Gott rechtfertigen kannst.

„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut sei und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott“ (Micha 6, 8).

Unsere Autorin
Katharina Schunck ist Pastorin in Schenefeld im Kirchenkreis­ Rendsburg-Eckernförde.

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.