Predigttext am 7. Sonntag nach Trinitatis: Lukas 9,10–17Die Speisung der Fünftausend10 Und die Apostel kamen zurück und erzählten Jesus, wie große Dinge sie getan hatten. Und er nahm sie zu sich, und er zog sich mit ihnen allein in die Stadt zurück, die heißt Betsaida. 11 Als die Menge das merkte, zog sie ihm nach. Und er ließ sie zu sich und sprach zu ihnen vom Reich Gottes und machte gesund, die der Heilung bedurften. 12 Aber der Tag fing an, sich zu neigen. Da traten die Zwölf zu ihm und sprachen: Lass das Volk gehen, damit sie hingehen in die Dörfer und Höfe ringsum und Herberge und Essen finden; denn wir sind hier in der Wüste. 13 Er aber sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen. Sie sprachen: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische, es sei denn, dass wir hingehen sollen und für alle diese Leute Essen kaufen. 14 Denn es waren etwa fünftausend Mann. Er sprach aber zu seinen Jüngern: Lasst sie sich setzen in Gruppen zu je fünfzig. 15 Und sie taten das und ließen alle sich setzen. 16 Da nahm er die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel und dankte, brach sie und gab sie den Jüngern, damit sie dem Volk austeilten. 17 Und sie aßen und wurden alle satt; und es wurde aufgesammelt, was sie an Brocken übrig ließen, zwölf Körbe voll.
Von Linda Ahrens
Nichts geht mehr. Oder „Rien ne va plus“, wie der Franzose sagt. Der Franzose mit seinem Wein und seinem Baguette. Er kommt genauso daher wie Jesus mit seinen Wundern. Das Leben ist ein Klischee. Morgens stehe ich auf und abends gehe ich zu Bett. Der anthropologische Urknall spielt sich dazwischen ab. Am Tor der Brandenburger Wüste laufen Menschenmassen zusammen. Rien ne va plus in der Stadt, denn Barack Obama reitet auf einem Esel ein. Aber er ist kein Berliner. Im Gegensatz zu mir.
Ich bin hier im verdreckten Berlin, wo der Wind Überzeugungen und Gewissheiten wie Sand in meine Augen weht. Hier, wo jede Menschenmasse eine Idee vor sich herträgt. Es sind Ideen vom guten Leben. Auch ich habe eine und laufe damit in der Masse. Es ist nicht immer leicht. Dann sitze ich mit 5000 Menschen in der Wüste und es gibt für alle nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische. Rien ne va plus!
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Linda Ahrens ist Theologin in Berlin.