Neue Petri-Pastorin wünscht sich Angebote auf Arabisch

Am kommenden Sonntag wird Martina Severin-Kaiser als neue Hauptpastorin von St. Petri eingeführt. Eines ihrer Ziele: Angebote auf Arabisch und Farsi.

Martina Severin-Kaiser im November 2015
Martina Severin-Kaiser im November 2015Silke Nora Kehl

Hamburg. Am Eingangsportal von St. Petri herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. In der Kirche sitzen Menschen, die in der Mittagspause oder zwischen Einkäufen einen Moment innehalten. Ein Obdachloser hört einer Chorprobe zu. Touristen sehen sich Gemälde, Kanzel und Empore an. An die 1000 Menschen pro Tag besuchen die Hauptkirche, die in unmittelbarer Nähe des Rathauses, der Binnenalster und der Mönckebergstraße liegt.
Seit 1. Dezember ist Martina Severin-Kaiser neue Hauptpastorin an St. Petri. Sie plant, sich in ihrer Anfangszeit viele Stunden in die Kirche zu setzen: „Um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wer alles hierher kommt.“ Die Zeit dafür möchte sie sich nehmen, auch wenn neben vielen Dienstgesprächen die Adventszeit ansteht. Für die neue Hauptpastorin bedeutet das, sich sowohl auf die Weihnachts-Predigten als auch den Abschlussgottesdienst der ökumenischen Aktion „Der Andere Advent“ am Abend des 20. Dezember vorzubereiten. „Ich freue mich sehr, den Advent dieses Jahr in meiner eigenen Tradition zu gestalten“, so die 56-Jährige.
Denn in den letzten Jahren war sie  als Ökumene-Beauftragte der Nordkirche sehr viel auf Reisen. Sie hat Gottesdienste unterschiedlichster Kirchen und Religionsgemeinschaften in all ihrer Vielfältigkeit erlebt und mitgestaltet. Ihre Verabschiedung im Ökumenischen Forum habe sie sehr berührt, sagt sie. „Das war meinem Eindruck nach kein Patchwork, sondern gelebte Vielfalt, in der sich alle aufgehoben fühlten.“ Aus ihrer Zeit als Ökumene-Beauftragte bringt sie den Anspruch mit, den Dialog mit anderen Konfessionen und Religionen zu fördern. Um Mission dürfe es dabei nicht gehen, erklärt sie. „Ich möchte verstehen, wie der andere die Welt sieht – das ist Dialog.“

Neue Vielsprachigkeit in St. Petri

In diesem Sinn möchte Severin-Kaiser in der Hauptkirche St. Petri neue Impulse setzten. „Ja, die Kirche steht bereits heute allen offen“, sagt sie. „Aber die Info-Zettel sind nur auf Deutsch, auch Liturgie und Liedtexte gibt es nur in deutscher Sprache.“ Severin-Kaiser plant, Broschüren auf Arabisch und auf Farsi anzubieten und die Liturgie übersetzen zu lassen. „Wir sollten kulturelle Hürden abbauen“, erklärt sie. „Damit alle Menschen, die hier in Hamburg leben, an den Gottesdiensten teilnehmen können.“ Sie möchte auch Kirchenführungen auf Arabisch und Farsi anbieten, so dass Menschen aus anderen Kulturen ein Gespür für die Geschichte und Bedeutung der alten Hamburger Kirchen bekommen.
Langfristig solle es Liturgie und Kirchenführer außerdem auf Englisch, Französisch, Russisch, Spanisch und eines Tages Chinesisch geben. Dieses Bewusstsein für interkulturellen, internationalen und interreligiösen Austausch verdankt Severin-Kaiser wohl auch der Tatsache, dass sie lange im Ausland gelebt hat: Als Pastorin betreute sie acht Jahre die deutschsprachige Gemeinde in Belgien, außerdem studierte und lebte sie zwei Jahre in Jerusalem.

"Feierabend-Talk" geht weiter

Ihre erste Stelle als Gemeindepastorin hatte sie in der Steilshooper Martin-Luther-King-Gemeinde. Ihr Vorgänger war damals Christoph Störmer – genau wie jetzt. „Nun trete ich schon zum zweiten Mal in seine Fußstapfen“, sagt sie. Die von Störmer gelebte Tradition des „Feierabend-Talks“ mit Geschäftsleuten und Journalisten aus der Nachbarschaft wird sie auf jeden Fall weiterpflegen. Auch die festen Einrichtungen an St. Petri, wie das Beratungs-und Seelsorgezentrum, werden eine wichtige Säule der Arbeit bleiben, erklärt Severin-Kaiser.
Info
An dem Einführungsgottesdienst am Sonntag, 6. Dezember, um 15 Uhr in St. Petri beteiligen sich Staatsrat Christoph Krupp aus der Senatskanzlei, Handan Aksünger, Professorin für alevitische Theologie an der Universität Hamburg,  und Fernando Enns vom Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf.