Neu und doch vertraut

Als Militärseelsorgerin ist Inga Troue seit kurzem in Bückeburg in Niedersachsen. Hier beschreibt sie ihre Eindrücke.

Inga Troue ist neu in Bückeburg. Viel Zeit zum Ankommen hatte sie nicht
Inga Troue ist neu in Bückeburg. Viel Zeit zum Ankommen hatte sie nichtKatrin Wessel

Bückeburg. Seit dem 1. Mai bin ich als Wiedereinstellerin bei der Militär­seelsorge. Alles ist für mich neu und trotzdem vertraut, als ich im Mai durch das Kasernentor zu meiner Dienststelle in der Jägerkaserne in Bückeburg fahre. Ich bin Militärpfarrerin für das Evangelische Militärpfarramt Bückeburg und damit zuständig für die Soldatinnen und Soldaten in der Jäger- und in der Schäferkaserne in Bückeburg sowie für die in der Herzog-von-Braunschweig-Kaserne in Minden. Ich tauche ein in die vertraute Atmosphäre einer Kaserne und auch die Dienstgrade muss ich nicht mehr lernen. Doch neu ist für mich, dass ich nun hauptsächlich Heeresflieger und Pioniere zu betreuen habe und die ganzen Fahrzeugtypen der Amphibien und die Bezeichnungen der Hubschrauber erst lernen muss.

Die ersten Wochen war ich damit beschäftigt arbeitsfähig zu werden bei der Bundeswehr: Ich brauchte einen Zugang zum PC, ein Dienstausweis musste beantragt werden, für den Dienstwagen muss ich einen Führerschein der Bundeswehr machen und die Schutzausrüstung für Übungsplatzaufenthalte musste besorgt werden. Doch es wurden auch erste Kontakte geknüpft, Standortgottesdienste konnten draußen und in Präsenz gefeiert werden, erster Lebenskundlicher Unterricht fand nach einer langen Phase des Corona-Lockdown wieder statt, und Seelsorgegespräche waren stark nachgefragt.

Anruf der Pioniere

Und dann kam Mitte Juli ein Anruf von den Pionieren aus Minden, dass sie ins Ahrtal zur Amtshilfe bei der Hochwasserkatastrophe müssen und ich wurde um seelsorgerliche Begleitung gebeten. Im Fernsehen hatte ich die Tage zuvor schon Bilder von der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gesehen, aber das ganze Ausmaß der Zerstörung wurde mir erst vor Ort bewusst. Dazu kam der Gestank der Müllberge, die sich vor den Häusern und entlang der Straße auftürmten, kontaminierter Staub lag in der sommerlichen Wärme in der Luft, auf der Ahr schwammen Ölflecken.

Die Pioniere waren über das ganze Ahrtal verstreut eingesetzt: in Bad Neuenahr, Rech, Mayschoß, Reimerzhoven, Insul und Schuld. Vor Ort konnte ich die Aufräum­arbeiten verfolgen, wobei ich jeden Tag eine andere Kompanie besuchte. Mir Baggern und Pionierpanzern wurden Straßen instandgesetzt, das Flußbett vertieft und Autowracks oder Baumstämme aus dem Flussbett gezogen. Mit LKW wurde Müll abgefahren, Häuser wurden mit der Schaufel entschlammt, der Verkehr geregelt und zerstörte Brücken durch Panzerbrücken behelfsmäßig ersetzt, sodass größere Fahrzeuge nem Fluss überqueren konnten.

Einführung durch Militärbischof

Trotz aller Anstrengung waren alle dankbar, dass sie in der Not helfen konnten und freuten sich, dass die Bevölkerung ihre Hilfe positiv aufgenommen hat. Das hat die Truppe stark motiviert.

Kaum war ich am Standort zurück begannen auch schon die Einweisungslehrgänge für neueingestellte Militärgeistliche. Zwei von sechs Einweisungslehrgängen habe ich schon geschafft und im Oktober steht noch einer an der Infantrieschule in Hammelburg an.

Doch vorher findet noch der feierliche Einführungsgottesdienst durch den Militärbischof Bernhard Felmberg in der Stadtkirche in Bückeburg statt.

Unser Autorin
Inga Troue ist Pfarrerin im Militärpfarramt Bückeburg.