Mit den Big-Brother-Awards sind am Freitagabend in Bielefeld wieder Politiker, Behörden und Unternehmen für einen problematischen Umgang mit Daten gerügt worden. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) erhielt den Negativ-Preis unter anderem für den vorgesehenen „umfangreichen Einsatz von Gesichtersuchmaschinen“ im geplanten Sicherheitspaket, wie der Datenschützer-Verein Digitalcourage mitteilte. Weitere Awards gingen an TikTok und Google.
„Dobrindts Behörde will mit datenschutzwidrigen Anbietern wie Clearview AI und PimEyes zusammenarbeiten, die auf alle online zu findenden Bilder zugreifen – ganz gleich, ob sie mit oder ohne Einverständnis der Betroffenen eingestellt wurden“, begründete die Jury ihre Entscheidung. Damit werde eine „illegale Schnüffel-Praxis“ legitimiert.
Die chinesische Social-Media-Plattform TikTok wurde mit dem Negativ-Preis für „Verletzungen des Datenschutzes, für die Verbreitung von Fake News und Hatespeech, für die Manipulation von Menschen in Bezug auf ihre politischen Überzeugungen“ ausgezeichnet. Zugleich wurden die vermittelten Wertvorstellungen von TikTok hinterfragt sowie „ihr Konsumverhalten durch undurchsichtige Algorithmen sowie für die Schaffung von Abhängigkeiten, insbesondere bei Minderjährigen“.
Google wurde für dessen KI-Assistenten Gemini gerügt. Der Assistent werde mittlerweile zwangsweise auf Android-Mobiltelefonen installiert, kritisierte die Jury. Gemini erhalte Zugriff auf Nutzungs- und Kommunikationsdaten, darunter möglicherweise komplette Chatverläufe ohne Einwilligung der Kommunikationspartner. Die Deaktivierung gehe nur über „komplexe Einstellungen in verschiedenen Menüs“.
Des Weiteren wurden Preise an Gerichte für Urteile zugunsten Amazons verteilt, die dem Unternehmen „die Totalüberwachung von Angestellten“ eines Logistikzentrums ermöglichten und einem Betriebsrat das Mitbestimmungsrecht bei der Verarbeitung von Beschäftigtendaten verweigerten. Auch kritisierte die Jury den Begriff „Bürokratieabbau“. Er erwecke den Eindruck, dass für Menschen etwas einfacher werde, dabei gehe es vielmehr um „Deregulierung und den Abbau von Gesetzen“, die zum Vorteil von Verbraucherinnen und Verbrauchern seien.
Die deutschen Big-Brother-Awards wurden vor 25 Jahren erstmals vom Verein Digitalcourage gemeinsam mit weiteren Bürgerinitiativen vergeben. 2024 wurden der frühere Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), die Deutsche Bahn, die Polizei in Sachsen sowie die Handelsplattformen Temu und Shein mit dem Preis gerügt.