Nächstenliebe Zug um Zug

Sie helfen allen Bahnreisenden direkt am Gleis, jetzt durften sie feiern: Die Bahnhofsmissionen der Nordkirchen haben sich in Schwerin getroffen – und Lob vom Bischof bekommen.

Bahnhofsmissionen aus dem ganzen Norden feiern in Schwerin
Bahnhofsmissionen aus dem ganzen Norden feiern in SchwerinAnne-Dorle Hoffgaard

Schwerin. Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) hat die Arbeit der Bahnhofsmissionen gewürdigt. Eine Bahnhofsmission sei „gelebte Nächstenliebe“, sagte er auf dem Schweriner Bahnhofsvorplatz vor etwa 100 Teilnehmenden des Jahresfestes der 15 Bahnhofsmissionen in der Nordkirche. Die 2014 gegründete Bahnhofsmission in Schwerin sei ein erstes Aushängeschild für Schwerin, so Badenschier. Die Einrichtung sei offen, hell und freundlich. Die 25 ehrenamtlichen Mitarbeitenden seien auch wichtige Partner bei der Aufnahme von Geflüchteten.

Der Vorsitzende des Verbands der Bahnhofsmissionen in der Nordkirche, Heinrich Deicke, sagte in seinem Grußwort, dass die Bahnhofsmissionen immer das gesamte Bahnhofsumfeld im Blick hätten. Das sei mehr als der Dienst am Zug. Es gehe darum, alle Menschen wahrzunehmen, die sich dort aufhalten. Auftrag der Bahnhofsmission sei es, sich ganzheitlich der Menschen anzunehmen und ihnen Unterstützung und Hilfe anzubieten. Obwohl viele Mitarbeitende zu den vulnerablen Gruppen gehörten, seien die Bahnhofsmissionen auch während der Pandemie verlässlich vor Ort.

Jonas Engelking von der Bahnhofsmission hilft einem Passanten, seinen Zug zu finden
Jonas Engelking von der Bahnhofsmission hilft einem Passanten, seinen Zug zu findenHarald Koch / epd

In einer Andacht mit dem Landespastor des Diakonischen Werks Mecklenburg-Vorpommern, Paul Philipps, dankte Bischof Tilman Jeremias (Greifswald) allen Engagierten. „Ein Bahnhof mit all seinem Gewusel und seiner Hektik braucht Orte der Ruhe und Menschen, die Zeit haben für Unterstützung und ein gutes Wort.“ In Ludwigslust werde bald eine zweite Bahnhofsmission in MV eröffnet. Er hoffe, dass andere Bahnhöfe im Nordosten folgen werden. Das Angebot der Bahnhofsmission führe mitten hinein in den Kern christlicher Nächstenliebe: „Keine Hürden und Barrieren, ausnahmslos jede und jeder ist willkommen. Hilfe geschieht direkt, unbürokratisch, zugewandt und zupackend“, so Jeremias.


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Die derzeit 15 Bahnhofsmissionen in der Nordkirche haben insgesamt 206 ehrenamtliche sowie 15 hauptamtliche Mitarbeitende. Die Ehrenamtler gehören nach Angaben des Verbands der Bahnhofsmissionen in der Nordkirche unterschiedlichen sozialen Schichten an: Da finden sich neben einem Professor oder ehemaligen Bahn-Mitarbeitenden beispielsweise auch engagierte Hausfrauen.

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es derzeit nur die Schweriner Bahnhofsmission. Am 15. Juni ist der Start einer Bahnhofsmission in Ludwiglust geplant. Heinrich Deicke äußerte die Hoffnung, dass gegebenenfalls auch in Rostock und Greifswald genug Menschen für die ehrenamtliche Mitarbeit in einer solchen Einrichtung begeistert werden können.

Wie die Bahnhofsmissionen entstanden

Die Bahnhofsmissionen entstanden im ausgehenden 19. Jahrhundert als Einrichtungen des Mädchenschutzes, um vom Land in die Städte reisende junge Frauen vor Zuhältern und dubiosen Geschäftsleuten zu bewahren. Diese kirchlichen Einrichtungen am Bahnhof haben ihr Angebotsspektrum seitdem immer wieder angepasst. (epd)