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Nacktfotos im Netz: Ministerium schult Polizei, Justiz und Opferhilfe

Das niedersächsische Justizministerium hat in Kooperation mit der Betroffenenberatung „HateAid“ eine Qualifizierungsoffensive zum Thema bildbasierte sexualisierte Gewalt im Internet gestartet. Qualifiziert werden 220 Mitarbeiter aus Justiz, Polizei, Opferhilfe und Beratungsstellen, wie das Ministerium am Donnerstag mitteilte. Ziel sei es, Opfer besser zu schützen und zu ihrem Recht zu verhelfen.

Bildbasierte sexualisierte Gewalt bedeutet laut Ministerium, dass Fotos, die Menschen von sich auf Social-Media-Kanälen oder im Internet veröffentlicht haben, gestohlen und ohne deren Einwilligung verändert und verbreitet werden. Die Täter erstellten basierend auf den Bildern oder Videos, oft unterstützt durch Künstliche Intelligenz, Nacktfotos oder Pornovideos, sogenannte Deepfakes oder Deepnudes. Mit den Fälschungen werden die Opfer den Angaben zufolge erniedrigt, erpresst und bedroht.

Betroffen von dieser Form von Gewalt seien überwiegend Frauen und Mädchen. Fast die Hälfte der befragten jungen Frauen in der Studie „Lauter Hass, leiser Rückzug“ von „HateAid“ erhielt bereits ungefragt ein Nacktfoto. Die Folgen für die Opfer gehen „HateAid“ zufolge weit über materielle Schädigungen hinaus: Seien die Bilder erst einmal im Netz, hätten die Betroffenen keine Kontrolle mehr über sie. Die Folge seien Angst, Rückzug und Scham, die seelischen Belastungen könnten im schlimmsten Fall im Suizid enden.

Hintergrund für die Offensive ist ein Beschluss des niedersächsischen Landtags vom Februar 2025. Darin wird die Landesregierung gebeten, eine zentrale Koordinationsstelle für Opfer bildbasierter sexualisierter Gewalt zu schaffen sowie die bestehende Rechtslage auf Strafbarkeitslücken zu prüfen.