Nach dem Gebet geht’s aufs Rad

Erst besinnlich, dann sportlich: Neuengamme lädt an Pfingsten zu einem Radgottesdienst ein – mit anschließender Fahrradtour.

Die Organisatoren des Gottesdienstes
Die Organisatoren des Gottesdienstes

Neuengamme. Wenn am Pfingstmontag in Neuengamme die Orgel zum Einzug ertönt, kommt Bierzeltstimmung auf. „Ja, wir sind mit’m Radl da“ spielt es von der Empore. Im Kirchenschiff werden gut 120 Menschen sitzen, die meisten von ihnen in Sportkleidung. Um die Kirche werden so viele hochwertige Fahrräder stehen, dass extra Aufpasser bestellt werden müssen. Anlass ist ein überregionaler Radsport-Gottesdienst.
Zum fünften Mal in Folge findet diese besondere Andacht in der St.-Johannis-Kirche zu Neuengamme statt. Die Idee dazu kam von Gemeindemitglied und Prädikant Hans-Joachim Burkhardt, selbst begeisterter Radfahrer. Pastorin Doris Spinger war von der Resonanz überrascht, schon im ersten Jahr kamen 80 Leute. Von Anfang an herrschte eine gute Mischung aus Gemeindemitgliedern und „Radtouristen“, erzählt sie. Inzwischen gebe es viele „Wiederholungstäter“.

„Kirchen und Rad – das passt!“

Spinger entschied sich bewusst für einen Gottesdienst in der Kirche und nicht etwa auf dem Vorplatz. Das mache allen Teilnehmern bewusst, dass es sich um eine kirchliche Veranstaltung handele. „Und ein Besuch unserer Kirche lohnt sich, sie ist sehr schön“, sagt Spinger.
Thematisch versucht die Pastorin im Gottesdienst immer eine Brücke von Pfingsten zum Radsport zu schlagen. „Kirche und Rad, das passt“, sagt Spinger. Radelnd sei man der Natur näher, könne die Schöpfung besser wahrnehmen und genießen.
Das diesjährige Motto lautet „Rückenwind“. Wie jedes Jahr wird es eine Kerzenaktion für verunglückte Radfahrer geben, dieses Mal werde dabei vor allem Helmut Niemeiers gedacht, Betreiber eines Online-Radsportmagazins, der am 13. Februar überraschend verstarb.

Drei Routen zur Wahl

Im Anschluss an den Gottesdienst können Fahrradfreunde ab 12.15 Uhr zwischen drei Touren wählen. Für Einsteiger und Familien gibt es eine 15 Kilometer lange Rundfahrt. „Einmal Hohenhorn und zurück“ erstreckt sich über 30 Kilometer. Königsrunde und in den vergangenen Jahren beliebteste Strecke ist „10 Dörfer plus“ mit einer Länge von mehr als 50 Kilometern. Pastorin Spinger gibt den Startschuss. In Gruppen von je 20 Radlern darf dann im Fünf-Minutentakt losgefahren werden, 120 Fahrradfahrer auf einmal „wären ein Verkehrshindernis“, sagt Springer. Sie selbst bleibt mit einem kleinen Team in Neuengamme. Wer stürzt oder sich eine Acht in den Reifen fährt, wird abgeholt.
Nach rund zwei Stunden kämen die ersten Radler erfahrungsgemäß beim Gemeindehaus an, wo sie mit Bratwürstchen, Bier und Limo empfangen werden. Hier ist Zeit für Austausch über neueste Radsporttrends, und Oldtimer-Räder können bestaunt werden. Auf die Letzten müsste auch mal länger gewartet werden, erzählt Spinger. So mancher gönne sich zwischendurch eine erfrischende Rast.
Wer die Kombination aus Besinnung und Radfahren nicht erst am Pfingstmontag 2017 wiederholen möchte, kann am 28. und 29. Mai an einer Pilgerradtour durch die Vier- und Marschlande teilnehmen. Regionalpastorin für „Stadt-Land-Fluss“, Elisabeth Fischer-Waupke, organisiert an beiden Tagen je dreistündige Touren. In Dorfkirchen am Wegesrand wird sie geistliche Impulse mit Zeit zur Meditation geben. So will die Regionalpastorin gemeinsam mit Einheimischen und Touristen die „Kulturlandschaft Bergedorf“ im doppelten Sinne „erfahren“. Damit es ein Erfolg wird, braucht Fischer-Waupke nun nur noch gutes Wetter.
Das Programm
11 Uhr Gottesdienst in der St.-Johannis-Kirche zu Neuengamme (Feldstegel 18); 12.15 Uhr: Start zur Radtour; ab 14 Uhr: Beisammensein am Gemeindehaus Neuengamme mit Bratwürstchen, Bier und Limo.