Nach dem Einsatz

Soldatinnen und Soldaten müssen zur Umsetzung ihrer Aufträge in letzter Konsequenz bereit sein, das eigene Leben und das von anderen einzusetzen und das Leben gegnerischer Kräfte nicht zu schonen.

Militärpfarrer Thomas Bretz-Rieck
Militärpfarrer Thomas Bretz-RieckKay Michalak/fotoetage

Damit tragen sie neben dem Risiko für Leib und Leben auch eine hohe Verantwortung gegenüber sich selbst und anderen. Beides aktualisiert sich nicht sofort, sondern läuft als mögliches Risiko und mögliche Verantwortung vom Zeitpunkt des Gelöbnisses an mit. Sich daran zu binden ist Ergebnis einer Gewissensentscheidung und zeugt von einem ausgeprägten sozialen Engagement. Das militärische Personal wird durch Lehrgänge und nicht zuletzt durch den Lebenskundlichen Unterricht der Militärseelsorge auf den professionellen und auf den persönlichen Umgang mit diesem Potenzial vorbereitet.

Als Militärpfarrer habe ich bisher drei Einsätze begleitet. Ich erlebe, dass das militärische Personal gut mit den genannten Herausforderungen umgeht und auch geeignete Unterstützung findet, zum Beispiel durch Nachbereitungsseminare und Kuren. Für den Fall der Fälle steht das Psycho­soziale Netzwerk der Bundeswehr mit Truppenärztlichem Dienst, Truppenpsychologie, Sozialdienst und Militärseelsorge bereit.

Die Erlebnisse bleiben

Wenn solch ein Einsatz im besten Fall ohne gesundheitliche Folgen überstanden ist, bleiben die Erlebnisse. Das müssen gar keine gravierenden Erlebnisse sein. Allein die Tatsache, dass sich Risiko und Verantwortung für einige Monate aktualisiert hatten, hat die Betroffenen innerlich verändert. Oft ohne dass sie es selbst merken. Vielleicht sind sie nach dem Einsatz eine Spur ernster geworden. Oder sie leben viel bewusster und dankbarer. Manche aber verhärten sich auch oder verbittern, manchmal nur um ein Weniges. Um wie viel größer sind die innerlichen Veränderungen, wenn schwierige Erlebnisse vorliegen. Ich habe dabei wie gesagt keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen im Blick.

Jeder Einsatz verändert die Beteiligten innerlich. Und es gehört zur militärischen Professionalität, damit zu rechnen und sich selbst und die eigenen Angehörigen darauf einzustellen, welchen persönlichen Preis der Beruf hat.