In Hamburg gehen viele Menschen mit gesundheitlichen Problemen direkt in die Notaufnahme, ohne zuvor einen ärztlichen Rat einzuholen. Das geht aus einer Forsa-Umfrage im Auftrag der AOK hervor. Demnach besuchten 35 Prozent der Befragten in den vergangenen fünf Jahren auf eigene Faust eine Notaufnahme, wie die Krankenkasse am Mittwoch mitteilte. 47 Prozent der Befragten erklärten, sie hätten sich akut zu schlecht gefühlt, um abwarten zu können. 15 Prozent gaben dagegen an, nach der Ersteinschätzung des bundesweiten ärztlichen Bereitschaftsdienstes unter der Rufnummer 116 117 in die Notaufnahme gegangen zu sein. Knapp ein Viertel der Befragten (24 Prozent) wurde von einer Arztpraxis in die Notaufnahme geschickt.
13 Prozent der Befragten erklärten, plötzlich Angst vor einem lebensbedrohlichen Problem wie Schlaganfall oder Herzinfarkt gehabt zu haben und wären damit in der Notaufnahme auch richtig aufgehoben gewesen. Acht Prozent der Befragten gaben an, keinen Facharzttermin bekommen zu haben.
„Die Zahlen zeigen, dass Patientinnen und Patienten mit der Entscheidung, wo sie im Akutfall schnelle und kompetente medizinische Hilfe finden, zu oft auf sich allein gestellt sind“, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland/Hamburg, Matthias Mohrmann. Dieser Mangel an Orientierung führe zu großen Frustrationen bei allen Beteiligten und eklatanten Ineffizienzen im Gesundheitssystem. „Wir brauchen deshalb dringend mehr Transparenz und bessere Steuerungsmechanismen“, erklärte er.
Eine zentrale Schnittstelle zur Patientensteuerung könnte die zentrale bundesweite Nummer 116 117 einnehmen, die 86 Prozent der Befragten in Hamburg bereits kannten. 54 Prozent davon ließen sich über den Bereitschaftsdienst bereits beraten. Mohrmann plädierte für eine Zusammenlegung der zentralen Rufnummern 112 und 116117 und die Weiterleitung der Menschen in integrierte Notfallzentren, die von Krankenhausträgern und Kassenärztlichen Vereinigungen gemeinsam betrieben werden sollten. Die aktuelle Trennung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung im Notfallbereich sei für die Menschen einfach schwer zu durchschauen und führe zu Fehlsteuerungen.
Für die bevölkerungsrepräsentative Forsa-Befragung wurden vom 1. bis zum 17. April 2025 deutschlandweit 8.579 Menschen ab 18 Jahren telefonisch und online befragt.