Von Marion Gardei
Kennen Sie Elisabeth Schiemann? Haben Sie jemals etwas über Agnes Wendland oder Elisabeth Abegg gehört? Diese mutigen Frauen leisteten im NS-Staat aus ihrem protestantischen Glauben heraus Widerstand gegen die Rassenpolitik und übten Solidarität mit ihren jüdischen und „nicht-arischen“ Glaubensgeschwistern. Dass sie so wenig bekannt sind, liegt auch daran, dass ihre Kirchen sie lange Zeit gründlich vergaßen und bis heute wenig würdigen: In der Gedenkkultur wurden oft nur die „großen Männer“ der Bekennenden Kirche geehrt. Auch in den Kirchen der 50er Jahre hatten Frauen noch wenig mitzubestimmen, die Deutungshoheit kirchlichen Widerstands im „Dritten Reich“ lag unangefochten bei ihren männlichen Protagonisten. Heute ist das anders und „weltliche“ Historiker interessieren sich zunehmend für die Geschichte der Kirche im „Dritten Reich“. Sie analysieren kritisch und für das kirchliche Selbstverständnis schmerzhaft. Aber sie entdecken dabei Fakten und Personen, die dem Vergessen preisgegeben waren. Einer dieser Historiker ist Manfred Gailus aus Berlin. In seinen streitbaren Publikationen widerspricht er oft dem Selbstbild vom kirchlichen Widerstand. Ihm gebührt der Verdienst, die kaum beachtete Protestantin Elisabeth Schmitz und ihre „Denkschrift zur Lage der Juden“ bekannt gemacht zu haben.
Weiterlesen