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Münsterturm-Kletterer: Kirche muss mehr für den Klimaschutz tun

Einen weitaus stärkeren Einsatz der Kirche für die Umwelt fordern Klimaaktivisten nach ihrer spektakulären Protestaktion am Turm des Ulmer Münsters. Denn es sei die dringliche Aufgabe auch der Kirche, die Lebensgrundlagen für die kommenden Generationen zu erhalten, sagte Samuel Bosch, Sprecher der „Ravensburger Baumkletterer“ am Montagabend bei einer Podiumsdiskussion im Ulmer Haus der Begegnung. Im Juli hatte Bosch zusammen mit zwei weiteren Mitgliedern der Gruppe illegal ein großes Plakat mit der Aufschrift „Wäre Jesus Klimaaktivist?“ am Münsterturm angebracht. Denn Jesus sei immer auf der Seite der Schwachen und Kranken gewesen, wozu heute die Menschen gehörten, die bereits massiv unter dem Klimawandel leiden.

Unterstützung bekamen die jungen Klimaschützer bei der teils kontroversen Diskussion von dem Mainzer Theologieprofessor Ruben Zimmermann, der Parallelen zwischen Jesus Christus und Umweltschutzorganisationen wie der „Letzen Generation“ aufzeigte. So habe Jesus wie die Klimaaktivisten in radikaler Weise zur Umkehr aufgerufen, symbolische Handlungen vollzogen und sei für seine Ziele zwar gewaltfrei, aber auch „aktiv und provokant“ und mit hohem persönlichem Einsatz eingetreten. Von der Kirche erwartet der evangelische Theologe, der selbst schon Klimaaktionen initiiert hatte, eine größere Solidarität mit den Klimaaktivisten, etwa gegen Strafverfahren und Kriminalisierung dieser Bewegungen.

Im Gegensatz zu dem Theologieprofessor wies der Ulmer Dekan Torsten Krannich darauf hin, dass „Jesus nicht auf den Putz gehauen“ habe, sondern sich sehr aktiv gegen Eskalation und für Verständigung eingesetzt habe. Deshalb sei es Aufgabe der Kirche, nicht die Spaltung in der Gesellschaft voranzutreiben, sondern Wege zu suchen, wie verschiedene Positionen miteinander ins Gespräch kommen können. Die Kirche sei dafür eine geeignete Plattform, da sie bei vielen unterschiedlichen Gruppen immer noch großes Vertrauen habe.

Auf die Anstrengungen der evangelischen Kirchen für mehr Klimaschutz in den eigenen Reihen verwiesen Frithjof Rittberger und Rolf Wehausen vom Stuttgarter Oberkirchenrat, der Verwaltungszentrale der rund 1,8 Millionen württembergischen Protestanten. So habe die Kirche Klimaschutzgesetze erlassen, etwa für ihre Immobilien, außerdem spiele der Umweltschutz in der Fort- und Ausbildung auf allen kirchlichen Ebenen eine große Rolle.

Nach Auffassung von Tara Novak und Lino Krüger von der Gruppe der Klimaaktivisten müsse die Kirche aber bei Umweltfragen noch viel mehr über den internen Bereich hinaus nach außen wirken. Denn die Kirche sei immer noch eine große gesellschaftliche Organisation und müsse dazu beitragen, die Klimakrise aufzuhalten oder einzudämmen. (2532/12.11.2024)