Münchner Intendant Beck: Dauerempörung geht mir auf den Keks

Mit Shakespeares “Ein Sommernachtstraum” startet das Münchner Residenztheater am Freitag in die neue Saison. Warum dieser laut Intendant Andreas Beck ein Alptraum ist und die Gesellschaft positive Visionen braucht.

Der Intendant des Münchner Residenztheaters, Andreas Beck, hält nichts vom ständigen Lamentieren. Natürlich gebe es täglich neue Dinge, über die man sich empören könne und müsse: “Aber wir müssen aus der Spirale der empörten Klage heraus”, sagte Beck der Münchner “Abendzeitung” (Mittwoch). Stattdessen gelte es, beherzt eine positive Vision von Zukunft entgegenzusetzen. “Mir geht dieser ständige Brummton der Dauerempörung, der aber konsequenzlos ist, auf den Keks.” Aufgabe einer Kulturinstitution sei es, gemeinsam die wichtigen Fragen zu stellen und eine “neue Aufklärung” zu wagen.

Er glaube nicht, das sich Geschichte wiederhole, erklärte der Intendant. Allerdings sollten die Menschen Fakten, Ursachen und Verhältnisse kennen, um zu wissen, “wo wir heute stehen und was wir riskieren zu verlieren. Man darf die Welt nicht verjuxen, denn es geht ums Leben. Und wir haben nur eines.” Auf dem Spielplan für die neue Saison stehen unter anderem “Die Wildente”, “Die Ärztin” und “Salome”. Diese drei Stücke konfrontierten einen auf subtile Weise mit dem Stolz und der Selbstgerechtigkeit der Protagonisten, so Beck. Sie zeigten eine Gesellschaft, die keine Demut kenne, sondern in blanker Rechthaberei verharre.

Im Rahmen des Shakespeare-Zyklus stehen Premieren von “Ein Sommernachtstraum” und “Romeo und Julia” an. “Vermeintlich denkt man, das sind ‘romantische’ Stücke, aber das Gegenteil ist der Fall”, erläuterte der Intendant. So sei “Romeo und Julia” ein Stück über Krieg, in dem die Utopie einer Liebe keime, die tödlich ende. Beim “Sommernachtstraum” handele es sich eigentlich um einen Alptraum, denn in dieser Nacht lernten die Menschen ihre dunklen Seiten, ihre Triebhaftigkeit kennen. “Sie stellen fest: Wir sind nicht so kultiviert, wie wir immer denken. Es ist eine Dark Comedy.”