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Münchner Hochschule für Philosophie wird 100

Einst exklusive Kaderschmiede der Jesuiten, heute “Schule des Denkens” für alle. In München-Schwabing feiert eine kleine, aber feine Hochschule ein großes Jubiläum. Mit Minister, General und Kardinal.

Mit einem Festakt begeht die Münchner Hochschule für Philosophie (HFPH) am Freitag (10. Oktober) ihr 100-jähriges Bestehen. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx zelebriert eine Festmesse zusammen mit dem Generaloberen der Jesuiten, Arturo Sosa. Der Orden ist Träger der Hochschule. Auch Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) hat sein Kommen angekündigt.

Gegründet wurde die Einrichtung 1925 im Münchner Vorort Pullach. Sie diente zunächst allein der philosophischen Grundausbildung der deutschen Jesuiten. Namensgeber des Berchmanskollegs war ein flämischer Jesuit aus dem 17. Jahrhundert.

Zu Beginn der 1970er Jahre erfolgte der Umzug nach München-Schwabing. Die aufgrund von Nachwuchsmangel im Orden von Schließung bedrohte Hochschule öffnete sich für alle Interessierten, unabhängig von Weltanschauung, Geschlecht und Herkunft. Seither versteht sich die HFPH nicht mehr als Kaderschmiede der Jesuiten, sondern als “Schule des Denkens” mit Anspruch auf gesellschaftliche Breitenwirkung.

Die Studierenden sollen befähigt werden, komplexe Zusammenhänge kritisch zu erfassen und Orientierung in existenziellen Fragen zu gewinnen. Die Hochschule kooperiert dafür mit der Technischen Universität München und internationalen Partnern.

Ziel ist der interdisziplinäre Dialog über die großen Fragen der Menschheit. Das spiegelt sich in eigenen Instituten und Forschungszentren. Sie behandeln unter anderem naturwissenschaftliche Grenzfragen, Umweltethik, globale Solidarität und den verantwortlichen Umgang mit KI. 2024 zählte die HFPH zu den Gründungsmitgliedern einer Wissenschaftsallianz für Friedens-, Konflikt- und Sicherheitsforschung.

Die Hochschule verfügt über 10 Professuren und 22 Lehrbeauftragte für rund 520 Studierende. Im Vorlesungsverzeichnis findet sich auch der bekannte Astrophysiker und TV-Wissenschaftsmoderator Harald Lesch.

Unter dem seit 2011 amtierenden Präsidenten Johannes Wallacher, selbst kein Jesuit, sondern verheirateter Wirtschaftsethiker, wurden dank namhafter Sponsoren mehrere Stiftungslehrstühle errichtet. 2022 verpflichtete sich der Freistaat Bayern per Gesetz, die Hälfte der Personal- und Sachkosten zu übernehmen.

Die Hochschule erwies sich zuletzt außerdem als geistiger Jungbrunnen für prominente Politrentner. Baden-Württembergs früherer Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) besuchte nach seinem Ausscheiden aus dem Amt über fünf Semester immer wieder den Hörsaal.

Ex-CSU-Chef Erwin Huber erweiterte in der Münchner Kaulbachstraße im Alter noch einmal seinen Horizont und schloss sein Philosophie-Studium sogar regulär ab. Unlängst bekannte der 79-Jährige in einem Zeitungsinterview: “Die jungen Leute haben mich, nach einem ersten Erstaunen, normal mitmachen lassen, was dazu geführt hat, dass ich mich sofort jünger gefühlt habe.”