Momente der Stille

Über das Beten schreibt Henning Busse. Er ist Landespastor für Männerarbeit in der Landeskirche Hannovers.

Jens Schulze / epd

Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“ aus Lukas 11, 1-13

Ich mag es gern einmal still. Auf dem Berg das Panorama genießen. Im Boot das Land zurückbleiben sehen. Ein kleiner Weg, der kurz weg von allem führt. Wenn das Leben für einen Moment in ein anderes Licht gehalten wird, wird es schon anders. Das Geschäftige rückt weg. Nur kurz einmal die Augen schließen, einen kleinen Seufzer nach innen richten oder für einen Atemzug dem Nichts zuhören.

Der Sonntag Rogate gilt dem Beten. Jesus sucht selbst gern die kurzen Momente der Stille auf und bestärkt seine Jünger, dass ihr himmlischer Vater sie darin hört. Mehr noch als ein Freund aufmerksam ist und mehr als Eltern ihren Kindern Gehör schenken, „wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten“.

„Befiehl du deine Wege“

Vermutlich richten sich viele Gebete auf Konkreteres als den Geist. Wir bitten um Frieden in Kriegszeiten, in Krankheit um Genesung, in Sorgen um einen Ausweg. Wie Jesus vom Heiligen Geist spricht, erinnert es mich an das „Dein Wille geschehe“. Nicht immer wird alles so eintreten, wie es erbeten wird. Doch oft kann ich rückschauend sagen: Wie es sich gefügt hat, darauf hat ein Geist gelegen. Nicht zur Erfüllung aller Wünsche, aber dass es weiter- und vorangegangen ist. Mit Osteraussichten auch auf schweren Wegen.

Muss man sich beim Beten immer vorstellen, wie etwas werden soll, und einem unsichtbaren Adressaten Vorschläge machen?

Tatsächlich ist es mir heute wichtiger, die Dinge nur anzubefehlen. „Befiehl du deine Wege“ heißt ein Lied. Es ist für mich eher ein Hinhalten. Die Seele auftun, sodass alles unter anderen Augen geschieht. „Er wird’s wohl machen“ endet die Strophe. Dafür ist die kleine Stille schön. Zum Hinhalten und Anbefehlen. Das Wohlmachen muss nicht immer so geschehen, wie es mir vorschwebt. Vielleicht geht nach unserem Sinn auch nicht immer alles glatt. Aber es geht weiter, weil es anbefohlen ist. Mir bedeutet solches Beten viel.

Unser Autor
Henning Busse ist Landespastor für Männerarbeit in der Landeskirche Hannovers.

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Dienstag.