Mobil dank „Alfa-Taxi“

Mehr Beweglichkeit und mehr Teilhabe für Menschen auf dem Land: Das ist das Ziel des Projekts „Mamba“. Koordiniert wird es von der Diakonie Schleswig-Holstein.

Engagieren sich beim Projekt „Mamba“ (v.l.) : Jasmin Weißbrodt, Hauke Schmidt, Doris Scheer, Marianne Pedersen und Annika Schmiedek-Inselmann
Engagieren sich beim Projekt „Mamba“ (v.l.) : Jasmin Weißbrodt, Hauke Schmidt, Doris Scheer, Marianne Pedersen und Annika Schmiedek-InselmannThorge Rühmann

Kiel. Wer auf dem Land lebt, kennt das: Vormittags fährt ein Bus hin, nachmittags fährt ein Bus zurück in die Stadt. Mehr nicht. Mit diesem kargen Angebot müssen immer mehr Menschen zurecht kommen: junge wie auch ältere Bürger, die in dünn besiedelten Gebieten wohnen. Wenn Pflegebedürftigkeit hinzu kommt, sind Engpässe programmiert. Ein interregionales Modellprojekt, an dem die Diakonie Schleswig-Holstein federführend beteiligt ist, will Abhilfe schaffen.

Mit „Mamba“, so der Name des Projekts, wurden dazu verschiedene Ansätze in neun Modellregionen ins Leben gerufen. Die Abkürzung und steht für „Maximised Mobility and Accessibility of Services in Regions Affected by Demographic Change“ – frei übersetzt bedeutet das „größtmögliche Mobilität und Erreichbarkeit von Dienstleistungen in Regionen, die vom demografischen Wandel betroffen sind“. Genau das soll mit „individuellen Mobilitätsansätzen“ erreicht werden, erläutert Doris Scheer, die das Projekt koordiniert: 14 Einrichtungen beteiligen sich daran. Es gehe um Lernpartnerschaften, so Scheer: „Wir versuchen, eine Vernetzung untereinander herzustellen.“

Alt werden auf der Hallig

Einer dieser Partner ist der Kreis Plön. In sechs Regionen, die dort bisher nicht gut erreichbar waren, gibt es durch „Mamba“ nun die Möglichkeit, sich ein „Alfa-Taxi“ zu rufen – zusätzlich zum normalen Linienverkehr, aber zum Preis eines gewöhnlichen Bustickets. Das Angebot ist wochentags stündlich zwischen 15 und 23 Uhr, am Wochenende alle zwei Stunden verfügbar. Das Fazit: „Es funktioniert gut. Wir haben 5000 Fahrgäste im Jahr“, sagt Hauke Schmidt, Mobilitätsbeauftragter vom Kreis Plön: „Alle Altersgruppen sind mit dabei.“

Koordiniert werden die „Alfa-Taxis“ vom Kreis Plön, dort wird auch geschaut, ob sich die Fahrt eines Taxis mit einer anderen bündeln lässt, um Zeit und Treibstoff zu sparen. Start war bereits im März 2018. Nun ist geplant, dass das Modell kreisweit in den Dauerbetrieb übergeht. Pro Region werden dafür jährlich 100 000 Euro vom Kreis bereitgestellt.

Spezieller ist die Situation auf der Hallig Hooge. „Sorgenfrei alt werden auf Hooge“ – das ist das Ziel eines Pilotprojekts auf der Hallig, dass Annika Schmiedek-Inselmann begleitet. „Wir wollen die Dienstleistung zu den Menschen bringen, nicht umgekehrt“, so die Diakonie-Mitarbeiterin. Auf Hooge sei der demografische Wandel besonders deutlich zu spüren und häusliche Pflege deshalb ein wichtiges Thema, das die Menschen beschäftigt.

Ergebnisse im Mai

Durch „Mamba“ sei es nun gelungen, einen Pflegekurs auf Hooge zu veranstalten, in dem die Bewohner von geschulten Fachkräften lernen können, ihre Angehörigen zu pflegen. Denn nur alle zwei Wochen kommt ein Hausarzt auf die Hallig. Wer zwischendurch Hilfe oder einen Facharzt benötigt, muss aufs Festland – und dazu fast immer eine Übernachtung einplanen. Entlastung könnte die Telemedizin mit Video­konferenz durch den Pflegestützpunkt Nordfriesland bringen, so Schmiedek-Inselmann.

Auch sozial sollten die Menschen mehr Nähe erfahren können, etwa im Rahmen eines gemeinschaftlichen Essen oder während des regelmäßig stattfindenden Markttreffs. „Es geht darum, bestehende Strukturen möglichst gut zu nutzen – da ist es auch wichtig, dass man alle mit einbezieht“, so Schmiedek-Inselmann.

Neben der Landesdiakonie beteiligen sich eine Kommune in Dänemark sowie Einrichtungen in Finnland und Lettland. Start von „Mamba“ war im Juni 2017, im Mai wird das Projekt, das von der EU mit 3,5 Millionen Euro gefördert wird, abgeschlossen. Alle Ergebnisse aus den Projekten sollen dann in einer Wissens­datenbank im Internet öffentlich zugänglich gemacht werden.