Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, hat sich gegen eine Abschaffung des Reformationstags als gesetzlichen Feiertag ausgesprochen. Eine solche Forderung hatte die CDU-Wirtschaftsexpertin Gitta Connemann erhoben. Als ehemaliger DDR-Bürger habe er lange in einem Land gelebt, in dem der Reformationstag staatlich nicht beachtet wurde, sagte Kramer am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Erfurt. Er sei stolz gewesen, als er im Rahmen der Reformationsdekade von 2008 bis 2017 in vier norddeutschen Bundesländern als gesetzlicher Feiertag eingeführt worden sei. Daran solle festgehalten werden.
Kramer sagte, es sei ein Irrweg, allein dem Ausbau kapitalistischer Produktion das Wort zu reden. Der Mensch brauche Zeiten der Ruhe – auch, um soziale Beziehungen zu pflegen. Nicht ohne Grund habe Gott den siebten Tag zum Ruhetag erklärt.
Die Argumentation von Connemann, angesichts leerer Kirchen könne auf den Feiertag verzichtet werden, bezeichnete Kramer als „absurd“. Nach dieser Logik könne man auch über die Abschaffung des Tags der Deutschen Einheit diskutieren, wenn sich kaum noch Menschen an den Feiern beteiligten. „Solche Argumente greifen nicht“, sagte der Landesbischof.
Der Reformationstag am 31. Oktober ist in neun von 16 Bundesländern arbeitsfrei. An dem Tag erinnern Protestanten weltweit an die Ursprünge der evangelischen Kirche vor rund 500 Jahren mit dem Anschlag der 95 Thesen des Augustinermönchs Martin Luther (1483-1546) am 31. Oktober 1517 in Wittenberg. Die Thesen führten zu einer kirchlichen Erneuerungsbewegung.