Mit Zuversicht durch die Krise

Schule, Wohnheim, Werkstätten – das alle beherbergt der Michaelshof in Rostock. Und trotzdem verliert die diakonische Einrichtung in der Krise nicht ihren Optimismus.

Auch in der Küche arbeiten die Beschäftigten der Werkstätten
Auch in der Küche arbeiten die Beschäftigten der WerkstättenMichaelshof

Rostock. Mitarbeiter des Rostocker Michaelshofes, einer diakonischen Einrichtung mit Wohn- und Pflegeheim, Werkstätten und Schule, haben sich unter anderem beim Fleischerbedarf und bei der Malerberufskleidung umgesehen, um dort Schutzbekleidung für Mitarbeiter und Bewohner zu kaufen. Desinfektionsmittel „haben wir direkt bei einem Hersteller aufgetan“, sagt der Direktor der Evangelischen Stiftung Michaelshof, Pastor Jens-Uwe Goeritz. „Wir sind kreativ.“ Probleme, die jetzt alle diakonischen Einrichtungen haben.

Der Mundschutz wird in den eigenen Werkstätten genäht. „Wir haben versucht, über die Werft an Schutzkleidung zu kommen, aber dort hat man nichts gebunkert“, sagt Goeritz. Die meisten der Bewohner des Michaelshofs gehören zur Hochrisikogruppe, und Goeritz verschweigt seine Sorgen nicht. Unter den Mitarbeitern sind auch Familienangehörige beschäftigt. „Wenn sich da einer infiziert, fallen gleich mehrere aus …“, sagt Goeritz.

Die Lehrer der Michaelschule unterrichten ihre rund 450 Schüler überwiegend online. Weitere Mitarbeiter der Schule helfen zeitweise in den Wohngruppen aus, denn die Bewohner, die sonst in den Werkstätten arbeiten und dadurch ihren Tag stukturieren, dürfen nicht mehr in die Werkstätten – sie sind geschlossen wie die Schule und Kita auch. Es gibt aber in allen Bereichen eine Notfallbetreuung.

Wunderschön gelegen

„Ich bin dankbar, dass sich unsere Mitarbeiter in dieser Krisenzeit so flexibel und engagiert einsetzen“, sagt Jens-Uwe Goeritz. „Die ziehen einfach mit“! Was sich einfach anhört, bringt dennoch viele Probleme mit sich: Die Schulmitarbeiter zum Beispiel kennen sich nicht aus in den Wohngruppen, kennen die Gruppenabläufe und Räume nicht und die Bewohner seien zum Teil sehr „verhaltenskreativ“, sagt Goeritz lachend. Die Neuen werden erstmal getestet.

Auf dem wunderschön an der Warnow gelegenen Gelände leben 230 Menschen mit Behinderung und weitere 22 im zum Michaelshof gehörenden Gutshaus in Lieblingshof. Rund 600 Menschen arbeiten in den Michaelshof-Werkstätten.

Viel zu tun

Einige Bewohner, die besonders dringend strukturierte Tagesabläufe und Beschäftigung brauchen, sind in der Gartentruppe untergekommen. „Wir sind froh, dass wir ein so weitläufiges Gelände haben. Da ist viel zu tun.“ Auch Menschen, die sonst in den Werkstätten arbeiten, aber nicht auf dem Gelände wohnen, müssen nun zu Hause durch Mitarbeiter begleitet werden.

Die termingerechte Arbeit in den Werkstätten – zum Beispiel Siegel für Gerichte – muss nun auch von Mitarbeitern fertiggestellt werden. „Wir haben Verträge“, sagt Goeritz. Für die Uniklinik werden auf dem Michaelshof pro Tag 5000 Sets mit Besteck zusammengelegt. Das muss auch jetzt gewährleistet sein. Außerdem gibt es Außenarbeitsplätze wie den Getränkehandel. „Da müssen wir auch Mitarbeiter hinschicken.“ Einige andere Betriebe, in denen Menschen vom Michaelshof sonst tätig sind, sind geschlossen.

Derzeit wartet die Evangelische Stiftung Michaelshof auf die Baugenehmigung für 42 barrierefreie Wohneinheiten in Rostock-Dierkow. „Wir sind zuversichtlich, dass der Grundstein noch in diesem Jahr gelegt werden kann“, sagt Pastor Goeritz.