Von “Mensch ärgere Dich nicht” bis “Siedler von Catan”: In Deutschland sind Brettspiele äußerst beliebt. Doch sie sind viel mehr als nur Freizeitbeschäftigung, erklärt eine Professorin und Spiele-Expertin.
Gesellschaftsspiele vermitteln nach Worten der Koblenzer Professorin Wiebke Waburg zahlreiche soziale Kompetenzen wie Empathie, Teamfähigkeit, Kommunikation und Strategien zur Problemlösung. “Das sind Fähigkeiten, die man auch im Alltag braucht”, sagte die Pädagogin, die zu Spielen und Spielzeug forscht, am Freitag im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Mithilfe von Spielen ließen sich zudem bestimmte Kompetenzen gezielt fördern. “In einer explorativen Studie sehen wir, wie sich die Sprachkompetenz von Mädchen mit Migrationsgeschichte verbessert. Auch tragen Spiele zum Empowerment bei”, erklärte Waburg.
Wichtig ist nach Einschätzung der Expertin allerdings der Zugang zu Spielen. Angebote wie das kostenfreie Ausleihen in Stadtbüchereien müssten bekannter gemacht werden. Vor allem in der Verantwortung sieht Waburg aber die Eltern. “Viele haben keine Lust zu spielen, denn das ist zeitaufwendig, weil Spielregeln erst gelesen werden müssen.” Besonders schwierig sei das, wenn Eltern selbst ohne Spiele aufgewachsen sind.
Dabei böten Spiele noch einen weiteren Vorteil – als Wissensvermittler. So lernen Spieler des im Jahr 2019 veröffentlichten Spiels “Flügelschlag” beispielsweise viel über verschiedene Vogelarten. Das Spiel “Orléans” (2014) dreht sich um verschiedene Gilden im Mittelalter. “Auch wecken Spiele Neugierde und regen dazu an, sich mit bestimmten Themen auseinander zu setzen”, sagt Waburg.
Seit einigen Jahren besonders beliebt sind demnach kooperative Spiele. Bei diesen müssen Spielerinnen und Spielen zusammenarbeiten, miteinander sprechen und gemeinsame Strategien entwickeln. Ein bekanntes Spiel ist “Pandemie”/”Pandemic”, das 2016 als Spiel des Jahres nominiert war. Ziel ist es, rechtzeitig den Ausbruch von Seuchen einzudämmen. “Das Spiel hat somit einen Bezug zur Realität und greift diese auf”, sagt die Pädagogin. Die Spielenden lernten, mit einer negativen Entwicklung umzugehen. “Gemeinsam zu kämpfen und zu gewinnen, stärkt das Wir-Gefühl.”
Gespielt wird vom 23. bis 26. Oktober vor allem in Essen. Dann findet die Messe “Spiel” statt, die nach Angaben der Veranstalter die größte Brettspiel-Messe der Welt ist. Für den Samstag gibt es bereits keine Tickets mehr.