Mit einem Klick zur Spende

Wer im Internet einkauft, kann einer Hamburger Gemeinde spenden, ohne selbst dafür zahlen zu müssen. Möglich macht es ein kleiner grüner Button auf der Homepage der Gemeinde.

Die Idee zum Bildungsspender hatte Petra Kubin (l.) aus dem Kirchengemeinderat. Jetzt werden die Stellen der Diakonin Rena (M.) Lewitz und der Gemeindepädagogin Svenja Höngen mithilfe des Tools finanziert
Die Idee zum Bildungsspender hatte Petra Kubin (l.) aus dem Kirchengemeinderat. Jetzt werden die Stellen der Diakonin Rena (M.) Lewitz und der Gemeindepädagogin Svenja Höngen mithilfe des Tools finanziertFriederike Lübke

Hamburg. Egal ob Schuhe, Bücher oder eine neue Waschmaschine – viel wird heute über das Internet gekauft. Die Apostelgemeinde in Harburg nutzt das gemeinnützige Portal Bildungsspender.de, um von diesen Einkäufen zu profitieren. Wer will, kann beim Online-Shoppen für die Gemeinde spenden.

Auf der Seite der Gemeinde www.apostel-harburg.de steht der grüne Button des Bildungsspenders. Klickt man darauf, wird man auf die Website weitergeleitet und kann dort den Online-Shop aussuchen, zu dem man will. Rund 6300 sind dabei, zum Beispiel der Versandhandel Otto, der Schuhladen Goertz oder das Hotelportal HRS. Dort kauft man wie gewohnt ein. Je nach Shop und Höhe des Einkaufs fließt ein bestimmter Betrag an den Förderverein der Apostelgemeinde.

Das funktioniert über sogenanntes „Affiliate Marketing“. Das zusätzliche Geld ist eine Art Provision, die die Shopping-Website zahlt. Wenn man beispielsweise auf einer beliebigen Website auf eine Anzeige klickt, bekommt diese Website ebenfalls Geld. Der Bildungsspender macht sich dieses Prinzip zunutze und leitet es weiter. Man spendet also, „ohne dass jemand sein Portmonee aufmachen muss“, sagt Petra Kubin. Es gibt keine Mehrausgaben, wenn man die Gemeinde auf diesem Weg unterstützt – weder für die Spende, noch für das Produkt. Ein Paar Schuhe kosten im Online-Shop zum Beispiel 69,90 Euro. Egal, ob man direkt auf die Seite des Shops geht oder den Umweg über den Bildungsspender nutzt.

Große Verantwortung

Die Apostelgemeinde war eine der ersten, die das Prinzip für sich entdeckten. Petra Kubin hatte es gefunden, als sie sich nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten umsah. Die Diplom-Verwaltungswissenschaftlerin arbeitete bei einer Unternehmensberatung im Bereich Vertrieb und Marketing, war damals im Gemeinde-Vorstand und engagierte sich ehrenamtlich im Förderverein, der Geld für zwei volle Stellen zusammenbringen musste: Er finanzierte das Gehalt von Diakonin Rena Lewitz und von Gemeindepädagoge Felix Gehring. „Das ist eine große Verantwortung“, sagt Petra Kubin. Sie kannte sich mit Online-Marketing aus und interessierte sich auch für Fundraising-Modelle jenseits des Spendenbriefs. Die Summe, die die Gemeinde über das Fundraising-Portal einnimmt, schwankt. Im ersten Jahr waren es nur 43 Euro, zwei Jahre später kam mit rund 13 700 Euro der höchste Betrag zusammen.

Manchmal gab es Sonderaktionen oder Boni, berichtet Kubin. In den zehn Jahren sammelt die Gemeinde über den Bildungsspender insgesamt rund 48 000 Euro ein, macht pro Jahr durchschnittlich 4800 Euro. „Eine stattliche Summe“, sagt Petra Kubin. Die Gemeinde könnte nachsehen, über welche Shops ihnen Geld überwiesen wird. Nicht aber, wer dort gekauft hat. Das wäre auch aus Datenschutzgründen nicht erlaubt.

Kein Aufruf zum Online-Shopping

Aber fördert man damit nicht den Online-Handel, zulasten der Geschäfte vor Ort? Zu Anfang war das eine Hauptsorge, sagt Kubin. Auf der Website der Gemeinde steht ein Interview, in dem es aufgegriffen wird. „Wir wollen hier keinen Aufruf zum Online-Shopping machen!“ heißt es dort. So sagt auch Petra Kubin: „Wir haben es nicht propagiert.“ Man sage den Menschen nicht, dass sie online kaufen sollen. Aber wenn sie es tun, können sie dabei etwas spenden. Dieser Unterschied ist ihr sehr wichtig. „Ich glaube nicht, dass wir die Online-Verkäufe fördern“, sagt sie. Es gehe darum zu nutzen, was sowieso getan werde.

Dass immer mehr über das Internet bestellt und gekauft wird, sieht man an den steigenden Absatzzahlen des Onlinehandels. Die Erlöse aus dem Bildungsspender für die Apostelgemeinde bilden das nicht ab. Sie sind relativ konstant geblieben. „Ich wundere mich, dass die Zahlen nicht stärker gestiegen sind“, sagt Petra Kubin.

Der Förderverein braucht weiterhin Geld. In diesem Jahr musste er sogar 153 000 Euro aufbringen. Inzwischen finanziert er dreieinhalb Stellen.