Mit eigenen Händen

Über Corona und die Folgen schreibt Kathrin Burgwal. Sie ist Pastorin der Lutherkirche in Soltau (Niedersachsen).

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Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „Zieht den neuen Menschen an“. (aus Epheser 4, 23-32)

„Erneuert Euch in Geist und Sinn“: Gottes Wort erklingt immer öfter draußen: Wind, Vögel, Blumen, fallende Blätter, Sonne und Regen. „Geh aus mein Herz …“ Gottesdienste, Friedensgebet, Beerdigungen, Taufen, Konfirmationen unter freiem Himmel. Seelsorge auf einem Spaziergang durch den Wald. Für das alljährliche Lichterfest der Stadt wurden neben dem Rathaus die Kirchen illuminiert. Posaunen spielten Abendlieder davor.

„Schaffe mit eigenen Händen“: Kinder und jung Gebliebene malen ihre Lieblingsbibelgeschichte für die Online-Kinderbibel auf der Homepage. Menschen bringen bemalte Steine, die als Herz vor der Kirchentür liegen. Teamer malen für die Konfirmanden vier Monate lang Name und Konfirmationsspruch auf 34 Stühle. Andere schreiben Briefe für Menschen mit Behinderung. Viele nähen Masken für die Bewohner von Seniorenheimen. Einige schleppen Stühle, bauen Musikanlagen auf und ab, musizieren. Andere filmen Gottesdienste und stellen sie online. Und noch andere packen Lebensmitteltüten für Tafelkunden.

Menschen brauchen Kontakte

„Redet, was notwendig ist“: Die Pandemie gibt es, sie ist nicht ausgedacht, und wann sie vorbei ist oder es einen Impfstoff gibt oder ein Medikament, das heilt, weiß niemand: Wir müssen uns, so gut es geht, schützen, Abstand halten, Masken tragen, Hände waschen. Das ist wichtig, damit es so wenig Kranke wie möglich gibt, damit kein neuer Lockdown nötig ist. Denn Menschen brauchen den Kontakt zu Familie und Freunden.

„Seid untereinander freundlich und herzlich“: Menschen denken aneinander, rufen an, schreiben, … miteinander entstehen neue Ideen und es öffnen sich neue Wege.

„Vergebt einer dem anderen“: Auch in einer Pandemie sind Menschen genervt, gestresst, fürchten um die Gesundheit, trauern, hoffen, sorgen sich um ihr Einkommen. Und manchmal sagen oder tun sie etwas, was ihnen hinterher leidtut. Vergebt einer dem anderen…

Christ sein meint als Christ leben: freundlich, Notwendiges sagen, vergeben, Geist und Sinn erneuern. Wie Paulus sagte: „Zieht den neuen Menschen an“.

Unsere Autorin
Kathrin Burgwal ist Pastorin der Lutherkirche in Soltau (Niedersachsen).

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.