Nach dem Waffenstillstandsabkommen erreichen weniger Hilfstransporte als zugesagt den Gazastreifen, so das katholische Hilfswerk missio Aachen. Es fordert mehr Unterstützung für die Bevölkerung – auch im Westjordanland.
Das katholische Hilfswerk missio Aachen kritisiert zu wenige Hilfslieferungen in den Gazastreifen und warnt vor einer Abwanderung von Christen aus dem Westjordanland. In einer Mitteilung vom Freitag schildert Dirk Bingener, Präsident von missio Aachen: “Trotz der Waffenruhe kommt die humanitäre Hilfe nur schleppend voran. Auch die kleine christliche Gemeinschaft leidet unter Zerstörung, Vertreibung und Traumata”.
Nach Angaben von missio-Partnern erreichten seit Dienstag rund 300 Lastwagen mit humanitärer Hilfe den Gazastreifen. Israel habe jedoch die Durchfahrt von 600 Lastwagen pro Tag zugesagt. So forderte Bingener verstärkte Anstrengungen, um die Menschen besser zu versorgen. Er appellierte an die Beteiligten des Abkommens, den humanitären Korridor über den ägyptischen Grenzübergang Rafah offen zu halten.
Projektpartner vor Ort hätten missio berichtet, dass viele christliche Familien alles verloren hätten. “Ihr Leben ist weiter geprägt von Hunger, Erschöpfung und der Angst um die Zukunft ihrer Kinder”, so Bingener. Von den rund 200 christlichen Familien in Gaza hätten nur acht noch Reste ihrer Häuser finden können.
Auch im Westjordanland sei die Lage für viele Christen dramatisch, so missio. Gerade in Bethlehem sei der Tourismus fast vollständig zusammengebrochen. Neue Checkpoints und Absperrungen im Westjordanland schränkten die Bewegungsfreiheit ein. Zudem behindere eine zunehmende Gewalt durch jüdische Siedler die Olivenernte. “Viele Landwirte kommen nicht mehr zu ihren Feldern – das trifft Familien, die ohnehin ums Überleben kämpfen”, erklärte Bingener.
Außerdem beeinträchtige der Klimawandel die Menschen durch Hitze und Dürren, die zu Ernteausfällen führten. Viele Familien könnten kaum noch für Nahrung, Transport oder Schulgebühren aufkommen. Seit Kriegsbeginn hätten rund 160 christliche Familien das Westjordanland verlassen. Gerade viele weitere junge Christen bereiteten ihre Ausreise vor, hieß es.