Im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung in der Evangelischen Kirche im Rheinland überprüft auch der Kirchenkreis Krefeld-Viersen sämtliche Personalakten der vergangenen Jahrzehnte. Ein externes Team mit Fachleuten untersuche die Akten systematisch auf mögliche Hinweise zu Fällen sexualisierter Gewalt, erklärte der Kirchenkreis am Mittwoch. Insgesamt rund 4.100 Akten aus den Personalarchiven von Kirchenkreis, Diakonie und dem Gemeindeverband Krefeld sollen gesichtet werden. Das vierköpfige Sichtungsteam habe bislang gut 400 Akten untersucht.
Das Krefelder Fachteam prüfe alle Unterlagen auf mögliche Hinweise, die auf grenzverletzendes Verhalten, Übergriffe oder Missbrauch hindeuten könnten, hieß es weiter. Auffälligkeiten könnten sich beispielsweise aus ungewöhnlich häufigen Versetzungen, Beschwerdebriefen oder internen Notizen ergeben, erklärte der ehemalige Kriminalbeamte Klaus Kattendahl-Biedemann, einer der vier Aktenscreener. Bei entsprechenden Hinweisen würden die Akten an das Landeskirchenamt in Düsseldorf übergeben. Dort würden pensionierte Staatsanwälte die weitere Bewertung übernehmen.
Ziel der umfassenden Sichtung sei es, Betroffenen Gehör zu verschaffen und zugleich Strukturen zu verbessern, erläuterte Superintendentin Barbara Schwahn. So solle es möglich sein, künftig noch konsequenter zu handeln. Aufarbeitung und Prävention gehörten untrennbar zusammen, unterstrich die leitende Theologin des Kirchenkreises.
Die systematische Sichtung aller Personalakten ist ein Projekt, das sich die rheinische Landeskirche insgesamt vorgenommen hat. Nach dem Pilotprojekt im Kirchenkreis Wuppertal gibt es weitere Prüfungen unter anderem in den Kirchenkreisen Moers und Solingen.