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Misereor verurteilt Polizeieinsatz in Rio und fordert Aufklärung

Nach über 130 Toten in Rios Favelas drängt Misereor auf eine unabhängige Untersuchung. Partnerorganisationen sprechen von einem der größten Massaker des Landes.

Nach dem tödlichen Polizeieinsatz in den Favelas vpm Rio de Janeiro mit mehr als 130 Toten verurteilt Misereor das Vorgehen scharf. Das katholische Entwicklungshilfswerk forderte am Donnerstag in Aachen eine unabhängige Untersuchung. Während die Regierung des Bundesstaates Rio den Einsatz als Kampf gegen den “Drogen-Terrorismus” rechtfertigt, stuft die brasilianische Bundesregierung das Vorgehen als inakzeptabel ein.

Bei stundenlangen Feuergefechten zwischen Polizei und Mitgliedern der Bande Comando Vermelho am Montag und Dienstag starben nach jüngsten Angaben mindestens 130 Menschen. Bewohner des Armenviertels Penha im Norden der Stadt fanden am Mittwoch mindestens 70 Leichen in einem Wald. Die Polizei hatte zunächst von 60 getöteten Banditen und 4 toten Beamten gesprochen.

Misereor-Partnerorganisationen sprechen von einem der größten Massaker in der Geschichte Brasiliens. Die Misereor-Expertin für städtische Entwicklung, Clara-Luisa Weichelt, kritisierte die “unverhältnismäßige Gewalt der Polizei des Bundesstaates”. Diese sei durch nichts zu rechtfertigen. Das Hilfswerk fordert zudem eine unabhängige Aufarbeitung der Ereignisse. Die Situation in den Armenvierteln sei “kriegsähnlich” und treffe erneut vor allem strukturell benachteiligte Menschen – darunter viele (alleinerziehende) Frauen, Schwarze und Indigene.

Auch Raquel Ludermir von Habitat para a Humanidade Brasil, langjährige Misereor-Partnerin, prangerte die Gewalt an. Das Leben der Menschen in den Favelas scheine für einige Verantwortliche keinen Wert zu haben. Viele Kinder litten wegen der Einsätze unter Angststörungen und könnten teilweise nicht mehr zur Schule gehen.

Das Hilfswerk drängt deshalb auf besseren Schutz für die Zivilgesellschaft. Partnerorganisationen arbeiteten weiter daran, den Bewohnerinnen und Bewohnern der Favelas ein würdiges Leben zu ermöglichen.