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Militärexperte Masala: Bestand der Demokratie ist nicht “gottgegeben”

Der Verteidigungsexperte Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr München hat die Notwendigkeit einer widerstandsfähigen Gesellschaft betont. Resilienz hänge davon ab, dass allen klar werde, dass die demokratische Staatsform wert sei, verteidigt zu werden, sagte er am Mittwochabend bei einer Veranstaltung in der saarländischen Staatskanzlei in Saarbrücken. Dabei gehe es nicht nur um Verteidigung mit einer Waffe in der Hand an der Ostflanke der Nato, sondern auch um den tagtäglichen Einsatz gegen diejenigen, die an der Problemlösungsfähigkeit des demokratischen Staates zweifelten.

In Deutschland würden etwa 1,5 Generationen eigentlich nichts anderes als Sicherheit, Stabilität und einen langfristig immer weiter steigenden Wohlstand kennen, betonte der Professor für Internationale Politik. Diese Menschen glaubten, dass die Demokratie für immer da sein werde. „Wenn wir eine Staatsform als ‚gottgegeben‘ nehmen, sehen wir auch keine Notwendigkeit, diese Staatsform zu verteidigen“, sagte Masala. „Wir können uns nicht vorstellen, dass auch Demokratien sterben können.“ Dass die demokratische Qualität aber immer weiter abnehmen könne, sei etwa in Ungarn zu sehen, erläuterte der Münchner Professor.

Für Russland sei die hybride Kriegsführung in Form von Desinformation, Sabotage, Spionage und der Unterstützung von extremistischen populistischen Parteien in Europa von der gleichen Qualität wie militärische Kriegsführung, betonte er. Seit mehr als zehn Jahre agiere Russland so gegen Deutschland. Das Ziel sei, Menschen zu suggerieren, dass der demokratische Verfassungsstaat nicht in der Lage sei, tagtägliche Probleme zu lösen. Der Wissenschaftler verwies darauf, dass bei der Bundestagswahl insgesamt rund 25 Prozent für AfD und BSW gestimmt hätten und damit für Parteien, die „diese Staatsform aktiv untergraben“ wollten.

„Resilienz ist eine Haltung“, sagte Masala. Resiliente Gesellschaften zeichneten sich etwa dadurch aus, dass Menschen sich ehrenamtlich engagierten. Er warb dafür, viel stärker in der schulischen Bildung zu verankern, dass Demokratien nicht gottgegeben seien. Mit Blick auf die Wehrpflicht-Debatte betonte Masala, dass er das schwedische Modell für sinnvoll halte. Demnach solle jeder an seinem 18. Geburtstag angeschrieben, dann gemustert werden und sich dafür oder dagegen entscheiden. „Jeder muss sich einmal im Leben Gedanken darüber machen, ob er sich dafür interessiert oder nicht“, sagte er: „Diesen Prozess möchte ich wieder auslösen.“ (1043/27.03.2025)