Militärbischof begrüßt Ausweitung der Bundeswehreinsätze

Gerade Mali und Afghanistan seien sehr fragile Staaten, die über keine stabilen Institutionen mehr verfügten, sagt Sigurd Rink.

Der evangelische Militärbischof Sigurd Rink war für über 180.000 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr zuständig.
Der evangelische Militärbischof Sigurd Rink war für über 180.000 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr zuständig.Jürgen Blume / epd

Wilhelmshaven. Der evangelische Militärbischof Sigurd Rink hat die von der Bundesregierung geplanten Ausweitungen der Auslandseinsätze der Bundeswehr begrüßt. Bei den Einsätzen in Afghanistan oder in Mali gehe es vor allem um die Ausbildung der Sicherheitskräfte in den Einsatzgebieten, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ziel sei es, den Aufbau eines Staatswesens wieder zu ermöglichen: "Das kann die Bundeswehr leisten." Das Bundeskabinett hat die Verlängerung von insgesamt sechs Bundeswehreinsätzen unter anderem im Irak und in Afghanistan gebilligt. 
Rink sagte, in den vergangenen Jahren habe es in der deutschen Politik einen deutlichen Schwenk gegeben. Es gehe viel weniger um Kampfeinsätze als um "Trainingseinsätze". Dadurch solle die Ausbildung der heimischen Sicherheitskräfte in den Ländern gefördert und unterstützt werden. "Das ist eine Art der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich der Sicherheitskräfte."

Zivilgesellschaft im Aufbau

Gerade Mali und Afghanistan seien sehr fragile Staaten, die über keine stabilen Institutionen mehr verfügten. Die Frage sei, wie eine Zivilgesellschaft wieder aufgebaut werden könne, wie sie in Deutschland selbstverständlich sei: mit einem Schulwesen, einer funktionierenden Polizeiarbeit und einem Politikbereich. Das passiere nicht von selbst. "Das ist Basisarbeit, das muss von ganz unten wieder aufgebaut werden." 
"Das Militär allein kann keinen Frieden schaffen, aber die Möglichkeit für einen friedlichen Wiederaufbau erwirken", sagte Rink. Die Bundeswehr habe die Kompetenz, um die Sicherheitskräfte dieser Länder auszubilden. Denn die hätten es nicht nur mit islamistischen Kräften zu tun, "sondern in einem ganz großen Maßstab auch mit bewaffneter und organisierter Kriminalität". Um jedoch überhaupt eine Polizeiarbeit unter bürgerkriegsähnlichen Zuständen leisten zu können, brauche es gut ausgebildete Streitkräfte.

"Verstand nicht zuhause gelassen"

Er habe bei seinen Besuchen in den Einsatzgebieten den Eindruck gewonnen, dass die Soldaten von den Kommandierenden bis hin zu den Mannschaftsgraden hinter den Einsätzen stünden, sagte der oberste evangelische Militärseelsorger. "Die haben ihren Verstand nicht Zuhause gelassen." Natürlich werde immer wieder nach der Sinnhaftigkeit der Einsätze gefragt. Doch je besser die Männer und Frauen informiert seien, desto größer sei ihr Engagement.
Kritik übten die Soldaten vor allem an Problemen mit der Ausrüstung, sagte Rink. "Diese Männer und Frauen riskieren im Auftrag des Bundestags als Volksvertretung unter widrigen Umständen ihr Leben. Da muss einfach alles funktionieren." (epd)