Mehr Luft und mehr Licht

Die Luthergemeinde in Stralsund hat ihre Kirche erweitert und ein Begegnungszentrum dran gesetzt. Zehn Tage lang wird das gefeiert – als „Paukenschlag“ im Viertel.

Pastor Reinhart Haack vor der Lutherkirche
Pastor Reinhart Haack vor der LutherkircheSybille Marx

Stralsund. Wer die umgebaute Stralsunder Lutherkirche besucht und durch die neue Eingangstür ins Foyer tritt, steht vor der Wahl: Links geht es in den alten Kirchsaal, rechts ins moderne Begegnungszentrum, das Stadt und Gemeinde gerade gemeinsam gebaut haben. Links zu Gottesdienst und Kirchenchor, rechts zu Gemeindeangeboten wie Bibelarbeit, Bandprobe und Kindergruppe, aber auch zu Vorträgen, Kunstkursen und anderen Angeboten für Alle im Viertel. Im Raum dazwischen, dem neuen Foyer, ist Platz zum Plaudern auf langer Bank. „Gleich der Eingangsbereich ermöglicht Begegnung“, erklärt Pastor Reinhart Haack.

Die Stadt hat den Bau, zu dem auch eine Erweiterung des Kirchsaals gehört, mit einer immensen Summe gefördert: Rund 1,4 Millionen Euro gab die EU aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Das waren 80 Prozent der ursprünglichen Baukosten. Ab dem Reformationstag wird Eröffnung gefeiert.

Pietistisch geprägt

„Die Festtage sollen ein Paukenschlag im Viertel sein, darum haben wir bekannte, begabte Redner, Moderatoren und Musiker eingeladen, ein Programm entwickelt, das für alle ansprechend und zugleich erkennbar kirchlich ist“, erklärt Reinhart Haack. Zwar werde beim Fest noch vieles nach Baustelle aussehen, seufzt er. „Aber der Termin war gesetzt.“

Am Reformationstag 1937 war die Lutherkirche ursprünglich eingeweiht worden, mitten zwischen soliden Ein- und Mehrfamilienhäusern. Vor einigen Jahren habe ein Generationenwechsel im Viertel begonnen, viele Familien zogen her, erzählt Haack. Die Gemeinde sei von ihrer Tradition her pietistisch geprägt, „viele der Gemeindeglieder sind sehr fromm und wollen Andere einladen.“ Auch die neuen Familien erlebe er als sehr aufgeschlossen. Schwierig fanden Haack und seine Mitarbeiter zuletzt das: „Wir konnten nicht weiter wachsen.“ Die Kirche mit ihren 100 Plätzen sei bei besonderen Gottesdiensten zu klein gewesen; der Bereich mit Gemeinderäumen erst recht.

Baukosten explodierten

Das neue Begegnungszentrum, das eine Wiese zum grünen Innenhof umschließt, macht nun Wachstum möglich. „Wobei wir sehen müssen, was wir personell schaffen“, sagt Haack. Denn der Quartiersmanager, der im Auftrag der Stadt gemeinsam mit ihnen Angebote fürs Viertel entwickeln sollte, kommt vorerst doch nicht. Man arbeite noch an der Finanzierung, heißt es von der Stadt. Für Bürgermeister Alexander Badrow (CDU) ist klar: „Das Begegnungszentrum soll einen wichtigen Beitrag zur Identifikation der Bewohner mit ihrem Stadtteil leisten.“ Zum Anlaufpunkt für Menschen mit sozialer Kompetenz, Ideen und Engagement, aber auch Sorgen und Ängsten könne es werden. Zumal die Luthergemeinde in Grünhufe schon Gemeinwesenarbeit betreibe.

Reinhart Haack freut sich über das Vertrauen der Stadt, die EU-Förderung, die neuen Möglichkeiten im hellen Haus, die Festwoche mit Rednern und Musikern wie Torsten Hebel, Klaus-André Eickhoff und dem Greifswalder Theologen Christfried Böttrich. Sorgen macht ihm nur, dass die Baukosten explodierten, die Gemeinde mehr als doppelt so viele Eigenmittel aufbringen muss wie gedacht; fast eine halbe Million. „Das belastet uns“, sagt er. Und trotzdem: Jetzt wird gefeiert.

Info
Donnerstag, 31. Oktober, 14 Uhr: Gottesdienst zur Einweihung
Freitag, 1. November, 18 Uhr: Jugendkonzert mit Daniel Harter
Sonnabend, 2. November, 11 bis 21:30 Uhr: Familientag mit Konzert des Liedermachers Jonathan Böttcher um 15.30 Uhr, Multipercussion-Konzert um 19.30 Uhr