Medienaufseher Schmid: Lokalfunk in NRW muss stärker kooperieren

Die Lokalradios in Nordrhein-Westfalen müssen nach Ansicht des Direktors der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM NRW), Tobias Schmid, angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Branche enger kooperieren. „Wenn sie nicht auf die Situation reagieren, werden 30 bis 50 Prozent der Sender kaum eine Chance haben, weil sie nicht stabil genug sind“, sagte Schmid dem Evangelischen Pressedienst (epd). Für den Konsolidierungsprozess seien noch drei bis fünf Jahre Zeit.

Dass die Lokalsender gemeinsam nach Lösungen suchten, sei bemerkenswert, sagte Schmid dem epd: „Wenn ein Sektor unter Druck gerät, machen die Unternehmen normalerweise dicht: Jeder versucht, selbst durchzukommen, und gleichzeitig versucht man, den Markt abzuschotten.“ Das sei in NRW nicht der Fall. Die Sender suchten derzeit nach Möglichkeiten, inhaltlich und strukturell mehr zusammenzuarbeiten. Die Branche gebe alles, um sich zu konsolidieren: „Das Lokalfunksystem versucht, sich selbst zu stabilisieren, und wartet nicht darauf, von außen gerettet oder übernommen zu werden.“

Die Landesmedienanstalt als Aufsichtsbehörde habe ein starkes Interesse an journalistischer Vielfalt, sagte Schmid, der seit 2017 Direktor ist: „Das ist das beste Mittel gegen Desinformation.“ Der Medienaufseher sprach sich zugleich gegen eine staatliche Förderung oder die Finanzierung der lokalen Radiosender über den Rundfunkbeitrag aus. Wenn Medien nach einer institutionalisierten Förderung durch Staatsgeld riefen, könne es „nur rote Lampen geben“, warnte er.

In Nordrhein-Westfalen gibt es ein flächendeckendes Netz von 44 lokalen Radiosendern – eine bundesweit einzige Lokalradio-Landschaft. Im Jahr 2021 hat die Landesanstalt für Medien einen Reformprozess angestoßen, um gemeinsam mit den Veranstaltergemeinschaften und Betreibergesellschaften der Lokalsender die lokale journalistische Vielfalt zu stabilisieren.

Im April hat die LfM NRW regionalisierte Übertragungskapazitäten für das Digitalradio DABplus ausgeschrieben. Im Oktober will sie entscheiden, welche Sender die Kapazitäten erhalten. Die Nachfrage ist größer als das Angebot. Die Landesmedienanstalt führt derzeit Gespräche mit den Bewerbern über die gemeinsame Nutzung von Kapazitäten.