Matthias Ristau wird neuer Generalsekretär der Seemannsmission

Der Hamburger übernimmt die Position zum Anfang des Jahres. Sein Vorgänger hat nach internen Kontroversen den Rückzug angekündigt.

Matthias Ristau
Matthias RistauPhilipp Reiss / epd

Hamburg. Matthias Ristau, Seemannspastor der Nordkirche in Hamburg, wird neuer Generalsekretär der Deutschen Seemannsmission. Die Generalversammlung wählte den 52-Jährigen mit großer Mehrheit, teilte die Präsidentin des Vorstands, Clara Schlaich, mit. Er übernimmt das neue Amt zum Jahresanfang. Ristau ist Nachfolger von Pastor Christoph Ernst, der im April nach internen Kontroversen seinen vorzeitigen Rückzug angekündigt hatte. Im März 2020 war die Zentrale der Deutschen Seemannsmission von Bremen in das Ökumenische Forum in der Hamburger Hafencity gezogen.

Ristau ist seit acht Jahren als Seemannspastor für die seelsorgerliche Begleitung von Seeleuten in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zuständig. Sein Büro hat er im Hamburger Seemannsheim Altona. Ristau kenne sich aus in der Welt der Seeleute, sagte Schlaich. So habe er die digitale Seelsorge-Plattform für Seeleute DSM.care aufgebaut und leite den Ausschuss der Psychosozialen Notfallversorgung. Der gebürtige Hamburger studierte Theologie in Hamburg und Berlin und verbrachte mehrere Jahre in Brasilien. Danach war er Pastor an der Sozialkirche St. Matthäus in Kiel-Gaarden. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Sturm an Bord

Die Corona-Pandemie treffe die Seeleute immer noch hart, sagte Ristau dem epd. Viele Seeleute seien noch nicht geimpft und von den Corona-Beschränkungen an Bord betroffen. Zugleich habe die Corona-Pandemie noch einmal deutlich gemacht, wie wichtig Seeleute für den Handel und die Versorgung sind. Dies hätten viele Menschen mittlerweile begriffen. „Es gab Schaden an Bord, aber der Sturm hat uns in die richtige Richtung geweht und uns auf unserem Kurs vorangebracht.“

Ungelöst sei nach wie vor die Situation der Seeleute aus dem südpazifischen Inselstaat Kiribati, beklagte Ristau. Von den 150 Seeleuten, die monatelang in der Hamburger Jugendherberge Horner Rennbahn lebten und im April ausreisen durften, würden immer noch 50 von den Behörden der Fidschi-Inseln unter unwürdigen Bedingungen festgehalten. Auch in Hamburg lebten derzeit wieder 20 Seeleute, die aufgrund der Corona-Einschränkungen nicht in ihre Heimat ausreisen könnten.

Neue Formen der Arbeit

Zugleich habe sich die Arbeit der Seemannsmission in der Corona-Pandemie „neu erfinden“ müssen, so Ristau. Es hätten sich durch die Kontaktbeschränkungen neue Arbeitsformen entwickelt, die jetzt ausgewertet werden. Positiv sei auch, dass sich die Finanzierung der Arbeit durch Zuschüsse des Bundes verbessert habe. So sei die Eröffnung von zwei neuen Stationen geplant.

Zur Deutschen Seemannsmission gehören rund 30 Stationen im In- und Ausland. Die Arbeit wird aus Kirchensteuern, öffentlichen Mitteln, Spenden und freiwilligen Schiffsabgaben der Reeder finanziert. Mehr als 700 Haupt- und Ehrenamtliche leisten auf Schiffen, in Seemannsclubs und in Seemannsheimen Seelsorge und Sozialarbeit. (epd)