Maria Jepsen wünscht sich mehr Kampfgeist von jungen Pastorinnen

Mehr Feminismus könne die Kirche auch heute noch gut gebrauchen, sagte die 77-Jährige in einer Talkreihe. Auch zum Ukraine-Krieg hat sie eine klare Meinung.

Maria Jepsen bei einer Predigt im Hamburger Michel im Oktober 2006
Maria Jepsen bei einer Predigt im Hamburger Michel im Oktober 2006Stephan Wallocha / epd

Hamburg. „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen“ – diese Worte aus Psalm 22 würde Maria Jepsen wählen, müsste sie über den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine predigen. Das sagte die ehemalige Hamburger Bischöfin bei der Premiere der Talkreihe „Echolot“ an Bord der MS Stubnitz in Hamburg. Die 77-Jährige erinnerte sich an eine Begegnung mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Hamburg: „Ich finde den Gedanken heute unerträglich, dass dieser Mann meine Hände gehalten hat“.

Im Gespräch mit den Hamburger Journalisten Ada von der Decken und Jörn Straehler-Pohl blickte Jepsen auf ihre Wahl zur ersten evangelisch-lutherischen Bischöfin der Welt, am 4. April 1992, zurück. Sie erinnere sich an den heftigen Gegenwind zu ihrer Person und ihren Themen: Homosexualität und die Rolle der Frau. Auch wenn sich in der Kirche viel getan habe, wünsche sie sich mehr „Kampfgeist und Feminismus“, insbesondere von den jungen Pastorinnen heute.


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Jepsen war 18 Jahre lang Bischöfin gewesen, als sie im Juli 2010 von ihrem Amt zurücktrat. Anlass waren die Anfang 2010 bekanntgewordenen Missbrauchsfälle in der Hamburger Umlandgemeinde Ahrensburg. Rückblickend sehe sie sich als „Sündenbock“, den die Kirchenleitung damals gebraucht habe. Im Ruhestand sei sie aber weiter „engagierte Kirchenfrau“ in ihrer Gemeinde in Husum. Ihr Glaube sei wieder mehr „Kinderglaube“ geworden, so Jepsen. „Ich habe aber auch mehr Zweifel“.

Talkreihe gestartet

Die Talkreihe „Echolot“ ist ein monatliches Format der Hamburger Journalisten Ada von der Decken, Siri Keil, Jörn Straehler-Pohl und Axel Schröder. Jeden letzten Dienstag im Monat laden sie Menschen ein, die Hamburg geprägt haben und immer noch prägen. Die Gespräche werden live vor Publikum auf der MS Stubnitz geführt und live übertragen. Anschließend stehen sie als Podcast zur Verfügung. (epd)