Forscher der Universität Marburg fordern, Mikroorganismen systematisch in den Naturschutz einzubeziehen und ein neues Forschungsfeld des „mikrobiellen Naturschutzes“ zu etablieren. Nur so könne die Basis für funktionierende Ökosysteme, nachhaltige Landwirtschaft und globale Gesundheit langfristig gesichert werden, sagten die Biologen Robert Junker und Nina Farwig am Donnerstag in einer Mitteilung der Marburger Philipps-Universität.
Die beiden Forscher verwiesen in einem aktuellen Meinungsbeitrag in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift PNAS auf den Befund, dass die mikrobielle Vielfalt massiv unter den Folgen von Umweltzerstörung und Klimawandel leidet. Traditionelle Schutzstrategien nähmen bislang vor allem Tiere und Pflanzen in den Blick. Es zeige sich aber, dass Mikroorganismen gleichermaßen bedroht sind. Abbauprozesse klimaschädlicher Gase oder die Stabilität landwirtschaftlicher Böden könnten nur erhalten bleiben, wenn auch mikrobielle Gemeinschaften geschützt werden.
Die beiden Biologen schlagen laut Universität „einen klaren Fahrplan“ vor: Mikroben müssten in bestehende Schutzkonzepte integriert, rechtliche und politische Rahmenbedingungen angepasst und die öffentliche Wahrnehmung für ihre Bedeutung geschärft werden. Ziel sei es, „Naturschutz auf die nächste Ebene zu heben“.