Man spricht gromolisch
Franzi und Agnes sprechen „Gromolo“. So heißt eine phantasievolle Lautsprache aus lose aneinandergereihten Silben und Vokalen. Die Stimmmelodie ist entscheidend, wenn Ulrike Bartelt, Geschäftsführerin des Evangelischen Bildungswerks (EBW) im Dekanat Schwabach, als Franzi, „Ungeduld in Person“, und die etwas behäbige Agnes, alias Dekanatsjugendreferentin Tanja Reidelbach, sich mit dem riesengroßen Wahlzettel herumärgern. Oder sie streiten sich, wie man ein Fest ausrichtet und was alles dabei sein muss.
„Die Zuschauer werden auch Clowns erleben, die ihre Meinung vehement kundtun. Oder eben eher leise sind und dann ein gromolisches ‘ja aber!’ hinterherschicken, wenn eigentlich schon alles besprochen ist“, verrät Reidelbach. Das Dutzend Clowns wohnt im fiktiven Dorf „Clownstetten“. Ein „bunter Ort“ mit Typen wie aus dem richtigen Leben. Ein jeder findet sich in einem der Charaktere wieder und kann ihnen dabei zusehen, wie sie diskutieren, Verbündete suchen oder sich gegen einen anderen verschwören und dann wieder versöhnen.
Aneinandergereiht etwa eine Stunde lang sind die Szenen, die Bartelt und Reidelbach nach einem Workshop im Juni skizziert haben. „Offen, herzlich, nicht beschönigend, aber auch nicht verzagt, liebevoll und unerschrocken, respektvoll und immer bereit, eine neue Perspektive einzunehmen“, sollen diese Clowns sein, sind sich die beiden einig. Inspiriert wurden die Initiatorinnen nach einer Ausbildung in „Kirchenclownerie“ bei Clownlehrerin Gisela Matthiae. Die „Mit-Clowns“ sind Frauen und Männer, die den Kurs auch absolviert haben und mit denen man sich seitdem in losen Abständen trifft und dem Clownsein frönt.
Dabei kam eines Tages die Idee auf, Clownerie nicht nur mit Kirche, sondern auch mit politischer Bildung zu verbinden. Das Team will mit dem Bühnenstück Demokratie fördern – mit Augenzwinkern, und auch ganz ernsthaft. „Im Clownspiel geht es zu wie im richtigen Leben. Clowns stolpern durchs Leben, aber sie stehen wieder auf, finden miteinander überraschende Lösungen und verlieren nie ihre Lebensfreude. Mutig und übermütig stellen sie sich allem, was so passiert“, beschreibt Bartelt die Idee.
Anette Steines, beim EBW in erster Linie für Familienarbeit zuständig, ist bei der ganzen „DemoClownie“ so etwas wie die „gute Seele“ im Hintergrund. Sie sorgt für die Requisite, langt hin, wenn einer der Akteure ein Utensil braucht und souffliert auch mal, wenn es einen Hänger im Geschehen gibt. Und auch sie hat schon einiges aus den Proben mitgenommen für den Alltag: „Keiner ist perfekt, keinem gelingt alles, aber keiner ist deswegen dann weniger wert.“
Ulrike Bartelt findet auch eine religiöse Parallele zu Jesus: Dieser habe sich voll in das Menschsein hineingestürzt, habe ausprobiert, Erfolge gefeiert, sei aber auch hingefallen und letztlich wieder aufgestanden. Sie wünsche sich, dass die Menschen nach dem Zuschauen die Demokratie wieder als wahren Schatz empfinden. (00/2803/23.09.2024)