„Mama ist jetzt getauft!“

Im vergangenen Jahr hat sich Michaela­ Bödecker taufen lassen. Es war ein langer Weg dahin. Hier erzählt sie, wie es dazu gekommen ist – und was ihre Tochter damit zu tun hatte.

Michaela Bödecker mit ihrer Familie in der Engelbosteler Kirche. Ihre älteste Tochter Manja Lu hat für sie die Taufkerze angezündet. Mit dabei: Pastor Rainer Müller-Jödicke
Michaela Bödecker mit ihrer Familie in der Engelbosteler Kirche. Ihre älteste Tochter Manja Lu hat für sie die Taufkerze angezündet. Mit dabei: Pastor Rainer Müller-JödickePrivat

Engelbostel. „Mama, glaubst du an Gott“, habe ihre elfjährige Tochter gefragt. Und sie damit gehörig in Verlegenheit gebracht. Sie sei ein Skeptiker, habe sie daraufhin geantwortet, erzählt Michaela Bödecker. Doch die Tochter, die Konfirmandenunterricht hatte, habe nicht locker gelassen und immer weiter gebohrt: „Wer ist Gott? Wo kommt Gott her?“ Diese Fragen hätten sie nachdenklich gemacht. Und jetzt ist Michaela­ Bödecker sogar getauft.

In ihrem Leben habe sie immer wieder gespürt, von Gott getragen zu sein, erzählt die 37-jährige Mutter. Zum Beispiel, als ihre Großmutter gestorben sei. Auch einen schweren Unfall ihres Mannes habe sie so verkraftet. „Es gab viele Situationen, die wir als Familie überstehen mussten. In denen ich gebetet habe, dass Gott uns beschützen möge. Man muss einfach daran glauben, dass man das gut übersteht.“

Zur Taufe ist es allerdings nie gekommen, sagt Michaela Bödecker. „Dazu brauchte es erst meine Tochter“, überlegt die Arzthelferin, die mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Sichtweite der Kirche in Engelbostel wohnt. Schließlich habe die Tochter Manja Lu gefragt, warum sie denn nicht getauft sei: „Mama, du hast doch auch in der Kirche geheiratet.“ Den letzten Anstoß zur Taufe gaben schließlich Freunde. Denn als Ungetaufte konnte Michaela Bödecker nicht die Patenschaft für deren Kinder übernehmen. „Das habe ich sehr bedauert. Und dann habe ich es gemacht.“

Stolz auf die Entscheidung

Die Reaktionen waren unterschiedlich, manche Bekannte hätten gefragt: „Ist das jetzt noch nötig? In deinem Alter?“ Ihr Mann sei zwar überrascht gewesen, hätte die Idee jedoch unterstützt. „Er hat verstanden, dass es für mich wichtig ist. Ich wollte mich komplett fühlen, für mich und meine Familie ganz da sein.“

Gespräche mit dem Pastor folgten. „Wir haben über den Glauben und auch die Zweifel gesprochen.“ Ihren Taufspruch hat sie selbst aus der Bibel gesucht: „Rühme dich nicht des morgigen Tages, denn du weißt nicht, was der Tag bringt.“ Die Taufe fand im August vergangenen Jahres mit vier weiten Täuflingen statt. „Es war schon ein bisschen komisch, denn ich war der größte Täufling“, erinnert sich Bödecker. Sie hatte sich extra ein „schickes Kleid“ mit Blumen gekauft. „Als wir am Taufbecken standen, war ich sehr stolz auf diesen Schritt.“

Endlich ein Taufschein!

Auch an die Familienfeier im Anschluss erinnert sich Michaela Bödecker noch genau. „Wir hatten einen superschönen Tag. Die Sonne schien, es gab nach dem Gottesdienst einen Mittagsbrunch und später Kuchen.“ Mit dabei war auch ihre sogenannte Patentante aus Sachsen. „Darüber habe ich mich besonders gefreut.“ Ihren Kollegen habe sie später mit einem Lächeln gesagt, dass sie getauft sei. „Es war keine Sache nebenbei, sondern es war mir wichtig.“

Für ihren Alltag hat sich jedoch nicht viel geändert. „An Projekten im Kindergarten habe ich mich auch vorher schon beteiligt.“ Ebenso sei sie wie in den Jahren zuvor in die Familiengottesdienste in der Engelbosteler Gemeinde gegangen. Auch in der Bibel habe sie zuvor schon gelesen, besonders Passagen zu Gesundheit und Hoffnung. Auch mit dem Pastor habe sie schon vorher Kontakt gehabt.

Doch es gibt eine Sache, die sich im Leben der Getauften geändert hat: Michaela Bödecker genügt mit dem Taufschein einer wichtigen kirchlichen Formalie. Sie kann jetzt nämlich selbst Taufpatin werden, wie sie es sich gewünscht hat – vom zweiten Kind des befreundeten Ehepaares. „Das bedeutet mir super viel. Ich freue mich jetzt schon, für das Kind da zu sein.“

Ihre Tochter Manja Lu ist jetzt übrigens auch endlich zufrieden. Nach der Taufe verkündete sie allen stolz: „Ja, Mami ist jetzt auch getauft.“