Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko unterdrückt neben der Demokratiebewegung auch die katholische Kirche. Papst Leo XIV. setzt gleichwohl auf den Dialog mit Lukaschenko und schickte einen Kardinal zu ihm.
Kurienkardinal Claudio Gugerotti hat sich am Montag in Minsk mit dem belarussischen Staatschef Alexander Lukaschenko in dessen Amtssitz getroffen. Der autoritär regierende Lukaschenko sagte bei der Begegnung nach Angaben seiner Präsidenten-Website, er freue sich sehr, alle Fragen zu besprechen, die sich “in unseren Beziehungen angesammelt haben”. Alle Menschen in Belarus sähen den Besuch des Kardinals positiv.
Gugerotti leitet die Vatikanbehörde für die katholischen Ostkirchen. Auch gilt er als Belarus-Kenner. Von 2011 bis 2015 war er päpstlicher Nuntius in dem Land. Er besucht Belarus seit Freitag im Auftrag des Papstes zur Feier des 100-jährigen Bestehens des Bistums Pinsk.
Die belarussischen Behörden gehen immer wieder gezielt und hart gegen die katholische Kirche vor, der knapp zehn Prozent der Bevölkerung angehören. Am Sonntag hatte Gugerotti bei einem Gottesdienst in der Großstadt Brest an der Grenze zu Polen auch vorsichtig das Thema Religionsfreiheit angesprochen. Der Kardinal versicherte dabei laut dem Kirchenportal catholic.by, dass sich der Vatikan intensiv mit der Frage der Religionsfreiheit befasse.
Das Lukaschenko-Regime hält aktuell drei katholische Priester in Straflagern gefangen. Das belarussische Menschenrechtszentrum Wjasna und das EU-Parlament halten die Vorwürfe gegen die drei für fingiert und zählen sie zu den mehr als 1.200 politischen Gefangenen in dem Land. Die einheimischen Ordensmänner Henryk Akalatowitsch und Andrzej Juchniewicz sind zu 11 beziehungsweise 13 Jahren Haft verurteilt. Der dritte inhaftierte katholische Geistliche ist seit September der polnische Pater Grzegorz Gawel; gegen ihn hat bisher kein Gerichtsverfahren begonnen.
Während der Vatikan die Verfolgung der katholischen Kirche in Belarus bislang nicht offen anspricht und kritisiert, verurteilte das EU-Parlament vorige Woche in einer Entschließung die Repressionen in dem Land scharf. Die Unterdrückung richte sich “zunehmend gegen die Religionsfreiheit”, heißt es in dem Text, der auch auf Maßnahmen gegen engagierte Bürger, Menschenrechtsverteidiger, Rechtsanwälte, Journalisten, Künstler, Gewerkschafter in Belarus eingeht.
Das neue Gesetz über die Gewissensfreiheit und religiöse Organisationen gefährde “die Rechte und die offizielle Existenz von Religionsgemeinschaften erheblich”, so das EU-Parlament. Als Beispiel für ein hartes Vorgehen gegen Geistliche wird die Verurteilung des katholischen Priesters Akalatowitsch angeführt. Die Abgeordneten forderten das “Lukaschenko-Regime nachdrücklich auf, die strafrechtliche Verfolgung von Religionsgemeinschaften und Kirchen sofort einzustellen”.