Lübeck 1500 – Kunstmetropole im Ostseeraum 20.9. – 10.1.2015

Im Themenjahr „Reformation – Bild und Bibel“ zeigt das Museumsquartier St. Annen zum Jubiläumsjahr 500 Jahre St. Annen Kloster und 100 Jahre St. Annen Museum die große Jahrhundertausstellung „Lübeck 1500 – Kunstmetropole im Ostseeraum“.

Es ist das erste Ausstellungsprojekt dieser Art, das sich der überragenden Bedeutung Lübecks als Kunstmetropole des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im nordischen Raum widmet. Dabei nimmt die große Schau die letzten Jahrzehnte vor und die Jahre nach Einführung der Reformation von etwa 1470 bis 1540 in den Blick und beleuchtet deren unmittelbare Auswirkungen auf die Kunstproduktion in der Hansestadt.
Lübeck – unangefochtene Kunstmetropole
Lübeck gehörte im späten Mittelalter zu den bedeutendsten Kunstmetropolen im Ostseeraum. Als führende Hansemacht bot die Stadt optimale Voraussetzungen für die Ansiedlung von Künstlern. Am Vorabend der Reformation stifteten Kaufleute und Bruderschaften kostbare Kunstwerke in nie dagewesener Anzahl. Aufwendig gearbeitete Altarretabel, Tafelgemälde und Skulpturen sowie kostbare Goldschmiedearbeiten schmückten nicht nur die Lübecker Kirchen, sondern gelangten über ein weitgespanntes Handelsnetz in den gesamten Ostseeraum.
Bild und Reformation in Lübeck
Mit der Einführung der Kirchenordnung des norddeutschen Reformators und Weggefährten Martin Luthers Johannes Bugenhagen im Jahr 1531 veränderte sich die Situation in Lübeck schlagartig: Das Bild wurde als Medium der „Anbetung und Abgötterei“ abgelehnt und das Wort rückte als wichtigste Vermittlungsform des neuen Glaubens in den Vordergrund. Doch anders als in zahlreichen deutschen Zentren der Reformation wurden in Lübeck die Bilder in den Kirchen nicht zerstört. Daher blieb, trotz vereinzelter Zerstörungsakte, eine Vielzahl an Altären, Heiligenbildern und monumentalen Bildanlagen wie Lettner und Triumphkreuz durch die Jahrhunderte hindurch auch in den Kirchen der Stadt erhalten.
Neue Bildsprache, neue Medien
Die Hinwendung zur Reformation und der damit einhergehende Rückgang an Aufträgen für Bilder und Altäre führten zu einem Niedergang der etablierten Werkstätten. Von der Vielzahl der um 1500 in der Hansestadt tätigten Künstler konnte nur der Maler Hans Kemmer, ein aus Wittenberg eingewanderter Schüler von Lucas Cranach d. Ä., seine Werkstatt in Lübeck aufrecht erhalten. Das um 1548 angefertigte Portrait des Hermann Bonnus auf dem Totenbett, des ersten Superintendenten von Lübeck (siehe Abb.), dokumentiert wie kein zweites Werk den Beginn der neuen Zeit in der Hansestadt.
Das Hans Kemmer zugeschriebene Bildnis, das für das Epitaph des Verstorbenen in der Lübecker Marienkirche bestimmt war, orientiert sich an dem Portrait des verstorbenen Martin Luther, das ab 1546 von der Werkstatt Lucas Cranach in Wittenberg verbreitet wurde. In Anlehnung an das Bildnis des großen Reformators und Vorbildes ist auch der Lübecker Superintendent wie schlafend dargestellt. Bezeichnend ist auch das Verhältnis von Bild und Text: So nimmt die aus je fünf Versen bestehende lateinische Inschrift den weitaus größten Raum der Tafel ein, während das kleinformatige Portrait an den oberen Rand gerückt ist.
Als die traditionellen Bildgattungen ihre alte Bedeutung verloren hatten, erlebte der Buchdruck einen ungeahnten Aufschwung in Lübeck. Durch die in der Hansestadt ansässigen Drucker gelangten Bibelübersetzungen und damit auch die Ideen der Reformation in den gesamten Ostseeraum. 1533/34 veröffentlicht der Lübecker Ludwig Dietz in einer niederdeutschen Version die erste vollständige Bibelübersetzung Martin Luthers, ein Druck der schon bald weitere Übersetzungen nach sich ziehen sollte. Aber auch Gesetzestexte, Versromane und andere Druckerzeugnisse wurden in Lübeck in großer Zahl verlegt. Schon bald entwickelte sich die Hansestadt zum bedeutendsten Zentrum des Buchdrucks im Norden.
Die Ausstellung „Lübeck 1500. Kunstmetropole im Ostseeraum“, die vom 20. September 2015 bis 10. Januar 2016 im Museumsquartier St. Annen zu sehen ist, lässt mit rund 100 hochkarätigen Exponaten aus zahlreichen Museen im In- und Ausland die bedeutende Zeit um 1500 in Lübeck wieder aufleben. Auch die großen Lübecker Kirchen beteiligen sich an dem bislang größten Ausstellungsprojekt dieser Art in der Hansestadt. Weitere Informationen: www.luebeck1500.de