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Literaturarchiv Marbach erwirbt “Brief an den Vater” von Franz Kafka

Das Deutsche Literaturarchiv Marbach hat das Manuskript „Brief an den Vater“ von Franz Kafka (1883-1924) erworben. Kafka schrieb das 100 Seiten lange Dokument nach einem Streit mit seinem Vater wegen seiner geplanten Heirat. „Der zutiefst berührende und faszinierende Brief ist eines der literarisch und psychologisch eindrücklichsten Zeugnisse Kafkas“, sagte Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) laut einer Mitteilung des Archivs vom Donnerstag.

In dem Brief rekapituliert Kafka sein Verhältnis zu seinem Vater. „Wie ein Anwalt trägt er Anklagepunkte gegen seinen Vater zusammen, der ihm sein Leben lang übermächtig und erdrückend erschien“, heißt es weiter. Inwieweit diese Beschreibung tatsächlich auf den Vater zutrifft, sei umstritten. Kafka verfasste den Brief 1919 bei Prag, schickte ihn jedoch nie ab. Zurzeit ist das Dokument im Marbacher Literaturmuseum der Moderne in der Ausstellung „Kafkas Echo“ zu sehen, die wegen des großen Publikumsinteresses bis 22. Juni verlängert wurde

Das Manuskript gilt den Angaben zufolge als sehr gut erhalten. Bekannt wurde das Dokument erst Jahre 1952 durch den Erstdruck in der Literaturzeitschrift „Neue Rundschau“. Das Deutsche Literaturarchiv besitzt nach dem eigentlichen Nachlass, der in Oxford liegt, die weltweit größte Sammlung von Kafka-Handschriften. Der Kauf wurde unter anderem unterstützt von der Kulturstiftung der Länder und der Baden-Württemberg Stiftung. (0401/20.02.2025)