Libanon
Der Libanon ist geprägt durch das Nebeneinander zahlreicher Religionen. Mit etwa 30 Prozent hat die parlamentarische Demokratie den größten Anteil Christen in der Arabischen Welt. Die Muslime – Sunniten und Schiiten – machen inzwischen wohl mehr als 60 Prozent aus. Offiziell anerkannt sind 18 Religionsgemeinschaften, darunter die Minderheiten der Drusen und Alawiten.
Die Vielfalt des Landes spiegelt sich in seinem komplexen politischen System wider. Präsident muss stets ein maronitischer Christ sein, der Regierungschef ein Sunnit, der Parlamentspräsident ein Schiit. Seit dem Taif-Abkommen von 1989 teilen sich sieben christliche Konfessionen und vier muslimische Gruppen nach einem festen Schlüssel die Sitze im Parlament. Eine Staatsreligion kennt das Land nicht.
Über Jahrhunderte war der Libanon Teil des Osmanischen Reiches. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm Frankreich als Mandatsmacht die Kontrolle bis zur Unabhängigkeit 1943. Seit dem Bürgerkrieg (1975-1991) geriet das Gleichgewicht immer mehr ins Wanken. Dazu tragen eine politische Fragmentierung in zwei Lager und das ungelöste Problem der im Nahost-Konflikt ins Land geflohenen Palästinenser bei.
Die vom Iran unterstützte schiitische Hisbollah ist ein starker Machtfaktor und sucht immer wieder die militärische Konfrontation mit dem Nachbarstaat Israel. Zudem ist der Libanon nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR das Land mit den meisten Flüchtlingen im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Aktuell sind etwa eine Million syrische Flüchtlinge im Land registriert.
Ab 2019 rutschte der Libanon in die schlimmste wirtschaftliche und politische Krise seiner Geschichte, die laut einem UN-Bericht auch durch Vetternwirtschaft und massive Korruption verursacht ist. Folgen sind hohe Arbeitslosigkeit, große Versorgungsmängel und extreme Inflation. Drei Viertel der Bevölkerung leben inzwischen unter der Armutsgrenze.
Seit der Explosionskatastrophe im Beiruter Hafen 2020 hat der Libanon praktisch keine funktionierende Regierung mehr. Allein in den zwei folgenden Jahren verließen mindestens 350.000 Libanesen das Land, zumeist Richtung Westen. Einen amtierenden Präsidenten gibt es nicht.