Letzte Hilfe für alle

Der landesweite Hospiz- und Palliativtag in Schleswig beschäftigt sich damit, wie Sterbebegleitung auch für weitere Gruppen der Gesellschaft verfügbar gemacht werden kann. Dabei hilft eine Clownin.

Clownin „Rosalore“, gespielt von Susanne Bötel, begleitet Menschen mit Demenz am Lebensende
Clownin „Rosalore“, gespielt von Susanne Bötel, begleitet Menschen mit Demenz am LebensendeMichael Hagedorn

Schleswig. Unter dem Titel „Grenz-Situationen“ findet am Sonnabend, 26. Oktober, der Hospiz- und Palliativtag Schleswig-Holstein statt. In Schleswig treffen Mediziner, ehrenamt­liche Helfer und Seelsorger zusammen, auch, um über veränderte Bedingungen und besondere Gruppen Sterbender und Trauernder zu sprechen.

Das Thema Hospiz sei heute kein Tabu mehr, so Claudia Ohlsen, Geschäftsführerin des landesweiten Hospiz- und Palliativverbands mit Sitz in Kiel. „Wir merken im Alltag, dass häufig eine große Offenheit dafür vorhanden ist, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Da findet ein Umdenken statt.“ Bei dem Treffen in Schleswig, an dem auch Bischof Gothart Magaard teilnimmt, gehe es um eine Professionalisierung des Hospizwesens – und darum, es auf weitere Gruppen der Gesellschaft auszuweiten.

Begleitung für Demenzkranke

Hospize seien entstanden mit dem Ziel, todkranken und sterbenden Menschen ein letztes Zuhause zu bieten, so Ohlsen: „Es geht darum, dass jemand da ist am Lebensende eines Menschen. Jemand, der das aus reiner Menschlichkeit leistet.“ Im Moment stünden dabei vor allem Menschen aus der Mitte der Gesellschaft im Fokus. Doch künftig sollen beispielsweise auch Menschen mit Behinderungen, mit Demenz sowie Obdachlose und deren Bedürfnisse beim Übergang vom Leben zum Tod stärker berücksichtigt werden.

Mehr als 50 Prozent der Betroffenen, die im Hospiz begleitet werden, sind von einer Krebserkrankung betroffen. „Hospiz funktioniert aber bei jemanden mit ALS, einer Nervenkrankheit, die die Muskelfunktion des Betroffenen beeinträchtigt, ganz anders als bei jemandem, der an Krebs erkrankt ist – darüber wollen wir informieren“, so Ohlsen. Auch um letzte Hilfe für Migranten mit anderem kulturellen Hintergrund soll es gehen. Dazu gibt es auf der Tagung Vorträge von Experten, lockere Talkrunden und vertiefende Workshops. Und eine Clownin: „Rosalore“, gespielt von Susanne Bötel aus Hamburg, will laut Programm „Lachfalten verschenken“.

Bei der Sterbebegleitung gilt das Prinzip „ambulant vor stationär“: Hospizhelfer begleiten den Sterbenden zunächst in dessen Zuhause. Es gehe darum, letzte Wünsche zu erfüllen, so Ohlsen: „Das sind zum Beispiel die Hand halten oder Vorlesen am Bett.“ Rund 60 ambulante Hospizdienste gibt es landesweit. Doch wenn die Schmerzmedikation oder die Lagerung des Betroffenen zu aufwendig wird, bietet ein stationäres Hospiz eine bessere Infrastruktur.

Zu wenig Hospizplätze

In Schleswig entsteht aktuell das „Petri-Haus“. Ende 2020 soll das Hospiz mitten in der Stadt und umgeben von einer bewaldeten Grünfläche, zwölf Betten für todkranke Menschen bereithalten. Insgesamt kostet das Projekt rund 3,8 Millionen Euro. Zwei Millionen Euro hat das Schleswiger Ehepaar Renate und Günther Meier gestiftet, das Land unterstützt das Projekt mit 360.000 Euro. Die fehlende Summe soll eventuell mit einem Kredit überbrückt werden.

Derzeit verfügt Schleswig-Holstein über 66 Hospizplätze, nötig wären aber 150 Betten. Zumindest in Schleswig werde jedoch durch das neue Hospiz eine Versorgungslücke geschlossen, sagt Enno Körtke vom Vorstand der Meier-Stiftung dazu. „Ich bin fasziniert davon, dass Menschen bereit sind, für andere Menschen und deren Angehörige da zu sein“, sagt er zu seinem Ehrenamt. Künftig soll das Diakoniewerk Kropp die Pflege gewährleisten. Pröpstin Johanna Lenz-Aude vom Kirchenkreis Schleswig-Flensburg, Träger des ambulanten Hospizdienstes vor Ort, soll im Stiftungsrat für eine enge Verzahnung des ambulanten und stationären Angebots sorgen.