Die georgisch-deutsche Autorin und Theaterregisseurin Nino Haratischwili hat am Donnerstag beim Leipziger Gedenktag für die friedliche Revolution die traditionelle „Rede zur Demokratie“ gehalten. Sie appellierte, „ein gemeinsames Schutzschild“ für die Demokratie zu schaffen. Es gelte, die Idee der Werte zu stärken, nicht der Nationalitäten.
Haratischwili beschrieb in ihrer Rede die Fragilität der Demokratie. Sie stolpere heute schon über das Wort „Demokratie“, sagte sie. Obwohl dieses System noch vor wenigen Jahren unerschütterlich schien, sei in der Gegenwart dessen Bedrohung omnipräsent. Die Überlegenheit des sogenannten Westens habe sich als eine Farce entpuppt, sagte die Autorin.
In der Leipziger Nikolaikirche versammelten sich mehr als 1.000 Menschen. Das jährliche Programm zur Erinnerung an die friedliche Revolution 1989 hatte dort zuvor mit einem Friedensgebet begonnen. In seiner Predigt betonte Pfarrer Bernhard Stief die Notwendigkeit, beieinander zu bleiben und sich gegenseitig zu stärken.
Für eine gemeinsame Zukunft brauche es die Gemeinschaft mit Anderen. Stief erinnerte an den 9. Oktober 1989, als die „Botschaft der Bergpredigt ‚Keine Gewalt‘ ganz unterschiedliche Menschen verbunden hat“ – solche, die dem Staat nahestanden und solche, die gegen ihn aufbegehrten. „Die Nikolaikirche ist eine Kirche, in der die Botschaft Jesu von der Gewaltlosigkeit Menschen berührt hat“, sagte Stief.
Haratischwili wurde 1983 in Tiflis geboren und lebt in Berlin. Sie gilt als eine der bedeutenden Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur.