Leiden für andere

„Der feiste Christus“ von Larry Tremblay lässt anfangs schaudern. Doch dann verliert die Handlung ihre Glaubwürdigkeit.

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Edgar rettet einen Menschen. Abends, auf dem Friedhof, beobachtet er vier „apokalyptische Reiter“, die ein Mädchen schänden. Anstatt einen Rettungswagen zu rufen, nimmt Edgar sie mit nach Hause. Er legt sie in das Bett seiner verstorbenen Mutter. Das Mädchen entpuppt sich als Mann. Edgar nennt ihn Jean. Er pflegt ihn leidenschaftlich; versorgt seine Wunden, legt ihm Windeln an, füttert ihn, wäscht ihn – und bindet Arme und Beine ans Bettgestell.

Der fremde Mann im Bett, von dem niemand etwas wissen darf, wird zur Obsession. Jean liebt es, für ihn zu schuften. Er liebt den Leidenden, indem er selbst Schmerzen auf sich nimmt. Jean lebt mit diesem Geheimnis, während er Geheimnisse seiner Mutter erfährt – und schließlich herausbekommt, wer der Mann eigentlich ist, den er abgöttisch liebt.

Erlösung durch Schmerzen, Leiden für andere, Selbstaufgabe – das sind die Motive, die den Roman durchziehen und an christologische Diskussionen anknüpfen. „Der feiste Christus“ lässt anfangs schaudern. Das Buch führt gekonnt an menschliche Abgründe – zumindest zu Beginn. Denn mit dem Überschlagen der Ereignisse verliert die Schilderung an Glaubwürdigkeit. Nicht alles kann der Humor abfedern.

Larry Tremblay: Der feiste Christus.
Faber & Faber 2020, 128 Seiten, 20 Euro.

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