Lebenswelten

Über den Apostel Petrus und dessen Begegnungen schreibt Frauke Rörden. Sie ist Klinikpastorin in Reinbek bei Hamburg.

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Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist.“ aus der Apostelgeschichte 10, 21-35

Zwei Welten treffen aufeinander. So beschreibt die Apostelgeschichte die Begegnung zwischen dem römischen Hauptmann Kornelius und dem Apostel Petrus. Hier der hochrangige Soldat, der samt Familie und Personal den jüdischen Glauben angenommen hat. Dort der in jüdischer Tradition fest verwurzelte Fischer aus Galiläa, der Beruf, Familie und sein Zuhause hinter sich gelassen hat, um dem Ruf Jesu zu folgen. Nun kommen sie zusammen, weil sie beide ihren Träumen vertrauen. Kultur und Volkszugehörigkeit trennen sie nicht.

Beide verändern ihre Haltung: Keine übertriebene Verehrung, bittet Petrus den Hauptmann, als dieser vor ihm niederfällt: „Ich bin auch nur ein Mensch“, sagt er. Zugleich überwindet er seine Vorbehalte bezüglich der Volkszugehörigkeit des Kornelius. Das Gemeinsame ist stärker, der Wunsch beider nach einem guten Leben vor Gott – oder wie Petrus formuliert: „Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist.“

Welten treffen aufeinander. Im Krankenhaus passiert das ständig. Die Menschen, die dort behandelt werden, aber auch diejenigen, die dort arbeiten, haben die verschiedensten gesellschaftlichen und kulturellen Hintergründe. Sie kommen mit ihren jeweiligen Familiengeschichten, Haltungen und Religionen. Ständig müssen Brücken zwischen Generationen, Professionen und Nationen gebaut werden. Übertriebene Verehrung einzelner aufgrund ihres Wissens oder ihres Namens ist ebenso fehl am Platz wie Vorbehalte aufgrund von Volkszugehörigkeit. Natürlich kommt es auch zu Meinungsverschiedenheiten und Konflikten. Aber stärker ist das Gemeinsame: der Wunsch nach Heilung der Kranken und die Suche nach dem richtigen Weg dorthin.

Lebenswelten treffen aufeinander, aber müssen Menschen nicht voneinander trennen. Die Suche nach dem richtigen Weg und das Vertrauen auf Gott können überraschende und unerwartete Verbindungen schaffen. Petrus und Kornelius sind uns dabei mit gutem Beispiel vorangegangen.

Unsere Autorin
Frauke Rörden ist Pastorin der Evangelischen Krankenhausseelsorge in Reinbek bei Hamburg.

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.