Eine archäologische Ausgrabungsstelle in Bielefeld-Sieker ist offenbar von Raubgräbern geplündert worden. Die örtliche Grabungsleiterin habe festgestellt, dass sich unter den Abdeckplanen einige wieder zugefüllte große Löcher befänden, erklärte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Freitag in Münster. Dort seien gezielt etliche Bodenverfärbungen aufgegraben und ihnen Funde entnommen worden. Darunter seien vermutlich nicht nur Metallfunde, sondern offenbar auch Teile mindestens eines Keramikgefäßes, gewesen.
Damit seien nicht nur Befunde auf dem Bodendenkmal beschädigt oder zerstört worden, bevor sie überhaupt fachgerecht dokumentiert werden konnten, erklärte der Direktor der LWL-Archäologie für Westfalen, Michael Rind. Es sei auch Fundmaterial aus seinem ursprünglichen Kontext gerissen worden, sodass an diesen Stellen die Grabungsdokumentation unvollständig bleibe. Damit würden Auswertungsmöglichkeiten der Ausgrabung eingeschränkt.
Die Stadt Bielefeld als Bauherrin und die LWL-Archäologie für Westfalen planten zusätzliche Sicherungsmaßnahmen für die Ausgrabungsstelle, erklärte der LWL. Auch die Bürgerinnen und Bürger seien zu Wachsamkeit und Mithilfe aufgerufen. Wer abends oder am Wochenende Personen auf dem Grabungsgelände bemerke, solle umgehend die Polizei verständigen.
Bereits zuvor gab es laut Landschaftsverband im August Spuren einer illegalen Begehung mit einer Metallsonde auf der Ausgrabungsfläche. Anlässlich eines Grundschulneubaus finde in Bielefeld-Sieker eine große archäologische Ausgrabung statt, erklärte der LWL. Dort seien mehrere fast 1.900 Jahre alte Hausgrundrisse entdeckt worden.
Bereits in den 1980er Jahren seien in der Nähe großflächige Siedlungsspuren und ein zugehöriges Gräberfeld erforscht worden. Dabei handele sich um die bisher größte einheimische germanische Siedlungsfundstelle der römischen Kaiserzeit in Westfalen, deren Bewohner auch Zugang zu hochwertigen römischen Metallobjekten hatten.