Landesposaunentag findet „nur“ virtuell statt

In diesem Jahr spielen die Teilnehmer von zu Hause Lieder ein, die digital zu einem gemeinsamen Chor zusammengesetzt werden. Die echte Feier unter dem Motto „hautnah. himmelweit“ ist auf 2021 verschoben.

In diesem Jahr findet der Landesposaunentag wegen Corona nur im Netz statt. (Archivbild: Landesposaunentag im Ulm 2014)
In diesem Jahr findet der Landesposaunentag wegen Corona nur im Netz statt. (Archivbild: Landesposaunentag im Ulm 2014)Andreas Brücken/epd

Braunschweig. Posaunenchöre leben vom Miteinander, vom gemeinsamen Proben und dem Musizieren für Gruppen von Menschen, die der Musik zuhören. Einmal wöchentlich wird geprobt. Alle paar Wochen spielen die Bläser gemeinsam in Gottesdiensten und in regelmäßigen Abständen finden größere Treffen wie Landesposaunentage (LPT) statt. Der nächste LPT in der Braunschweiger Landeskirche war für Mitte Juni geplant. Das Programm stand schon lange und etwa 400 der rund 1000 Bläser aus fast 70 Chören des Posaunenwerks der braunschweigischen Landeskirche hatten sich bereits angemeldet. Nun ist das Fest auf nächstes Jahr verschoben.

In der „Toskana des Nordens“ im Landkreis Wolfenbüttel, im Börßumer Ortsteil Achim und auf der Burg Hornburg, sollte das Fest gefeiert werden. Für die inhaltliche Umsetzung waren neben dem Landesposaunenwart Siegfried Markowis der Landesobmann Jens Paret und die stellvertretende Landesobfrau Anne-Lisa Hein zuständig.

Das Motto des LPT 2020 verweist auf die Nähe, die zu solchen Treffen gehört: „hautnah. himmelweit“ hatten die Organisatoren das Bläserfest überschrieben. Das Motto „hautnah. himmelweit“ sei für die Region entwickelt worden, die nahe der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze liegt, so Markowis. Hautnah stehe für die Nähe, himmelweit für den weiten Raum, für die Lebensqualität auf dem Land und dafür, dass Gott in diese Welt kommt. „Nun können wir uns nicht nahe sein“, sagt Markowis.

Idee zum virtuellen Landesposaunentag geboren

Um trotzdem die Bläser zu verbinden und Nähe herzustellen, hatte Bildungsreferent Ronald Schrötke die Idee zu einem virtuellen Landesposaunentag. Er sorgt auch für die technische Umsetzung. Dieser virtuelle Landesposaunentag sei vielleicht der erste in der langen Geschichte der Posaunenchöre, der veranstaltet wird, ohne dass tatsächlich vor Ort miteinander musiziert werde, so Markowis. An den geplanten Originalschauplätzen in Achim und Hornburg entstand der offizielle Trailer zum ersten virtuellen Landesposaunentag.

In diesem Jahr sollen die Bläser digital zusammengeführt werden und ihre einzelnen Stimmen in einer Art Homeoffice einspielen. Das Programm wurde auf vier Lieder gekürzt, von denen drei geblasen und eins gesungen wird. Die zugesendeten Tonaufnahmen werden von Ronald Schrötke zu einer Aufnahme zusammengesetzt. Abgerundet wird die Musik, wie beim echten Landesposaunentag, durch Wortbeiträge der Landesobleute. „Irgendwann zwischen Ende Mai und dem regulären Termin im Juni werden wir unseren virtuellen Landesposaunentag im Internet veröffentlichen“,so Markowis.

Auch Chöre nutzen digitale Möglichkeiten in der Coroanzeit

Viele Chöre in ganz Deutschland haben sich bereits über solche gemeinsamen Lieder verbunden. Die Badische Posaunenarbeit hat die Aktion „Coronabrass“ ins Leben gerufen und die Lieder, die getrennt eingespielt wurden, digital zusammengesetzt. Posaunenchorleiter stellen Übungen und Stücke ins Netz. Bläser aus dem Posaunenchor der Greifswalder Johanneskirche ziehen jeden Sonntag zur Gottesdienstzeit durchs Gemeindegebiet, spielen Choräle vor Pflegeheimen, Betreutem Wohnen und großen Wohnblöcken. „Wir sind die mobilen Glocken der Johanneskirche“, sagt Chorleiter Gerrit Marx.

Der Landesposaunenwart hat für die LPT-Teilnehmer einen Fahrplan erstellt, nach dem jeder zu Hause sein Spiel aufnehmen kann. „Das sind zunächst viele Informationen, aber wir möchten euch auch viel Mut machen, das mit anzugehen. Wer sich technisch nicht so gut auskennt, der frage mal bei den Kindern, Enkeln oder im Posaunenchor nach. Bestimmt kann jemand helfen, und das ergibt auf jeden Fall einen (telefonischen oder virtuellen) Kontakt“, schreibt er dazu. „Wir hoffen, dass wir das hinkriegen“, sagt Markowis zuversichtlich.

Der Termin für 2021 steht schon fest

Die ersten Tonspuren seien schon kurz nachdem der Aufruf rausgegangen ist, eingesandt worden. Markowis hat sich an die Orte gestellt, an denen die Konzerte stattfinden sollten. Dort stand er vor leerem Raum und dirigierte die Stücke, die nun digital eingespielt werden. Mit dem virtuellen LPT würden die eher starken Bläser erreicht, die eine Stimme selber spielen können. Die etwas schwächeren, die nur im Verbund mit anderen Bläsern spielen können, seien damit schwer zu motivieren, bedauert Markowis. Die nächste Aufgabe sei daher, für diese Bläser Lehrvideos zu erstellen und andere Formen zu entwickeln.

„Je länger die Zeit voranschreitet und wir uns nicht zum Proben, Musizieren, Loben und Klagen, oder einfach nur mal zum Klönen treffen können, umso unwirklicher wird manches. Manchmal fühle ich mich wie fremd im eigenen Hemd“, bringt Markowis die Stimmung auf den Punkt. Doch Markowis ist dennoch optimistisch, auch was den Posaunentag angeht, denn aufgeschoben sei nicht aufgehoben. Daher steht bereits der Termin für 2021 fest: Der Landesposaunentag Braunschweig soll vom 18. bis 20. Juni 2021 stattfinden – an den Orten, die für dieses Jahr geplant waren und mit viel Nähe und Gemeinsamkeit.