Landesbischof Meister findet klare Worte

Der Anschlag von Hanau hat auch in der Synode in Hannover Entsetzen hervorgerufen. Sie verkürzte ihre Tagesordnung, um an einer Kundgebung teilzunehmen.

Die Synode tagt im Henriettenstift
Die Synode tagt im HenriettenstiftSven Kriszio

Hannover. Nach dem rechtsterroristischen Anschlag von Hanau hat der hannoversche Landesbischof Ralf Meister an den Staat appelliert, rechtsextremistische und gewaltverherrlichende Beiträge im Internet und den sozialen Netzwerken zu unterbinden. „Solche Texte haben im Netz nichts zu suchen“, sagte der Theologe vor der in Hannover tagenden Landessynode. „Die strikte Prüfung und Entfernung solcher Texte und Videos muss weiter vorangetrieben werden.“ Nationalistische Traktate, Verschwörungstheorien und „Pamphlete“ bräuchten Grenzziehungen, wenn sie den öffentlichen Frieden gefährdeten und direkt oder indirekt zu Gewalt aufriefen, betonte Meister unter dem Applaus des Kirchenparlaments.

Der Bischof zeigte sich entsetzt und erschrocken über die Gewalttat von Hanau, bei der neun Menschen mit Migrationshintergrund ermordet wurden. „Unsere erste Aufgabe ist das Gedenken an die Opfer dieses brutalen Anschlags“, sagte er. Zudem müsse die Kirche all jene Bündnisse unterstützen, die gesellschaftliche Vielfalt nicht als Verlust, sondern als Herausforderung und Chance betrachteten, betonte Meister. Die Landessynode hatte sich zuvor einstimmig dafür ausgesprochen, ihre Tagesordnung zu verkürzen, damit möglichst viele Synodale an einer Kundgebung gegen Rassismus an der evangelischen Marktkirche teilnehmen können.

In seinem turnusgemäßen Bericht vor der Synode forderte Meister zugleich die evangelischen und katholischen Christen dazu auf, gemeinsame Wege zu suchen. „Es ist dringend notwendig, dass wir eine gute und starke Partnerschaft mit den katholischen Geschwistern weiter aufbauen“, sagte er. Die Unterschiede zwischen den Konfessionen seien nicht das Wichtigste. In der Taufe und im Auftrag, die christliche Botschaft zu verkündigen, seien beide Konfessionen eng miteinander verbunden.

Kirche als „Lehrerin“

Für die Gesellschaft könne die Kirche eine „Lehrerin“ und Vordenkerin sein, sagte Meister. Er erinnerte unter anderem an die friedliche Revolution in der DDR 1989. Damals seien evangelische Christen „glaubwürdige Zeugen für große Veränderungen“ geworden. Auch in den Debatten um den Umweltschutz hätten die Kirchen zu den Hauptakteuren gehört. „Ich glaube, dass die Kirchen Mahner, Mittler und manchmal auch Motor für Veränderungen sein können.“

Bei der Tagung konstituiert sich die neu gewählte 26. Synode der hannoverschen Landeskirche. Für die kommende sechsjährige Legislaturperiode wurde das Kirchenparlament von 75 auf 80 Mitglieder erweitert. Unter den Synodalen sind Pastorinnen und Pastoren, aber auch zahlreiche Ehrenamtliche. Die Synode wird jünger und weiblicher: Der Altersdurchschnitt sank auf 46 Jahre, und erstmals sind Frauen in der Mehrheit. (epd)

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