Landesbischof Ulrich warnt vor Populismus

Vor allem verunsicherte Menschen seien anfällig für populstische Parolen, mahnt der Landesbischof. Die Nordkirche werde sich weiter einsetzen für Flüchtlinge, aber auch für andere Bedürftige.

Nordkirchen-Landesbischof Ulrich hat das Chorfest "Dreiklang" eröffnet
Nordkirchen-Landesbischof Ulrich hat das Chorfest "Dreiklang" eröffnetMarcelo Hernandez / Nordkirche

Lübeck-Travemünde. Die Nordkirche darf nach den Worten von Landesbischof Gerhard Ulrich die öffentliche Debatte nicht den Populisten überlassen. Vor allem verunsicherte Menschen, die nach einfachen Antworten suchen, seien offenbar anfällig für populistische Parolen, sagte Ulrich auf der Landessynode in Lübeck-Travemünde. Die Nordkirche werde sich weiterhin für Flüchtlinge engagieren, aber auch für Bedürftige, die schon immer in Deutschland lebten.
Im Fokus der Nordkirche seien aber nicht Parteien, sondern die Menschen mit ihren Ängsten und Sorgen, sagte Ulrich. Abgrenzung sei kein Weg, den Herausforderungen der Moderne gerecht zu werden. Die Nordkirche werde daher auch Politiker der AfD begleiten, "wenn sie sich als Demokraten erweisen". Auch in den eigenen Gemeinden gebe es Menschen, die die Flüchtlingsarbeit kritisch sehen und mehr Engagement für die Armen fordern, räumte der Landesbischof ein. Es gelte weiterhin der Grundsatz "Wir lassen niemanden zurück!"
Es gebe offenbar viele Menschen, die in einer immer komplizierteren Welt mit ihrer Digitalisierung und den vielen Lebensstilen nicht zurechtkommen, sagte Ulrich. "Nicht wenige Deutsche fühlen sich als Fremde hier." Auch die Kirche werde von einigen als Teil einer Elite gesehen, die die Probleme der Menschen aus dem Blick verliert. Sie werde daher immer wieder überlegen müssen, wie sie alle Menschen gleichermaßen miteinbezieht.

Integration klug organisieren

Fremde gastfreundlich aufzunehmen gehöre zu den Kernforderungen an Christen, betonte der Landesbischof. Christlicher Glaube sei allerdings auch realistisch. Integration müsse also klug organisiert werden. Dafür sei ein Einwanderungsgesetz und ein Handeln auf europäischer Ebene notwendig. Die Stimme der Christen sei auch notwendig für eine "humanitäre Weltinnenpolitik". Das wirtschaftliche Handeln hier dürfe nicht Menschen auf der südlichen Erdkugel in die Flucht treiben.
In der Debatte um die neue "Loyalitätsrichtlinie" für das kirchliche Arbeitsrecht forderte der Landesbischof eine Öffnung für Mitarbeitende, die einer anderen oder keiner Kirche angehören. Gleichzeitig müsse das christliche Profil der kirchlichen und diakonischen Einrichtungen gestärkt werden. (epd)