Landesbischof Ulrich spricht über Leben, Tod und Freiheit

Was das Evangelium mit „Orpheus und Eurydike“ gemeinsam hat, zeigte Landesbischof Ulrich in seiner ersten Opernpredigt.

Landesbischof Ulrich bei seiner Opernpredigt in Kiel
Landesbischof Ulrich bei seiner Opernpredigt in KielThorge Rühmann

Kiel. Nordkirchen-Landesbischof Gerhard Ulrich hat am Freitagabend in der vollbesetzten St. Ansgar-Kirche seine erste Opernpredigt gehalten. In seinen theologischen Anmerkungen zum Thema "Wie der Tod durch die Liebe besiegt wird" setzte sich der Theologe mit der Oper "Orpheus und Eurydike" von Christoph Willibald Gluck auseinander.
Leitmotiv des 1762 in Wien uraufgeführten Werkes ist der Zweikampf zwischen Liebe und Tod. Im Mittelpunkt steht der griechische Mythos vom Sänger Orpheus, der mit der Schönheit seines Gesangs nicht nur alle Lebewesen fesselt, sondern sogar Hades und Persephone, die Herrscher der Unterwelt, beeindruckt. Der Zweikampf zwischen Leben und Tod finde sich auch im Evangelium, erinnerte der Landesbischof. Die ganze Menschheit erleide das Todesschicksal. Ulrich: "Im Apostolischen Glaubensbekenntnis bekennen wir diese dramatische Geschichte Jesus Christi: Gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten."

Was Freiheit heute bedeutet

Der Landesbischof ging weiter auf die Freiheit in christlicher Verantwortung ein und warnte vor menschlicher Selbstüberschätzung. Statt als Gottes geliebte Kinder zu leben, wollen wir sein wie er, warnte Ulrich. Der Tod beginne "hier und jetzt, wenn ich anfange, eigenmächtig aus mir zu sein, losgelöst von Gott zu existieren". Dafür stehe heutzutage ein Begriff von Freiheit, der sich von jeder Verantwortung und Bindung lossage, beklagte Ulrich weiter.
In der Kieler Opernkirche kommen Theologen, Theatermacher und Musiker vor dem Hintergrund aktueller Inszenierungen miteinander ins Gespräch. Dabei arbeite die Opernkirche auch mit Elementen des Gottesdienstes, wenn beispielsweise ein Teil der jeweiligen Oper als Gemeindelied gemeinsam gesungen werde, erklärte Pastor Matthias Viertel. Landesbischof Ulrich, ein gelernter Schauspieler, hat bereits mehrere "Theaterpredigten" gehalten. (epd)